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Samstag, 27. Oktober 2007

Leben wie im freien Fall

Mein Leben ist derzeit geprägt von sich täglich rasant ändernden Gegebenheiten, die jedoch alle auf derart wackeligen Füßen stehen, daß sie genauso schnell wieder weggeweht werden können wie sie sich ergeben.
Der nette Sachbearbeiter vom Arbeitsamt hat mir mittlerweile einen Antrag für Hartz IV zugeschickt. Das heißt für mich zumindestens, daß ich den Antrag wenigstens mal stellen darf, daß die Zuständigkeit damit erstmal geklärt ist. Das heißt noch lange nicht, daß der Antrag auch genehmigt wird, aber ich kann ihn wenigstens ausfüllen und abgeben. Das allein war ja bisher noch nicht mal möglich.

Für diese schöne Wohnung am Stiftsbogen habe ich gestern vom Makler eine Absage bekommen. Mein Vater hat mir noch eine Bestätigung geschrieben, ich habe meine Kontoauszüge mitgeliefert, Arbeitszeugnisse und auch den Bescheid über die Pflegestufe. Der Grund für die Absage hätte mich sehr interessiert, der war aber aus dem Makler nicht herauszubekommen. Er meinte nur, daß "das Management" es nicht gut fände, wenn ich dort einziehen würde. Was immer das auch heißt, mich hat diese Aussage schwer getroffen. Wo bin ich gesellschaftlich mittlerweile angekommen, wenn nicht meine Katzen, sondern ich ganz persönlich abgelehnt werde. Ich hatte noch nie Schulden, bin ein ruhiger, ordentlicher Mieter, mache keine lauten Parties, bin Nichtraucher, habe Aussicht auf einen Job, der wieder ein guter Einstieg sein kann. Will man in diesem Haus keine Rollstuhlfahrer?! Ich weiß es nicht, fast glaube ich das, sonst hätte der Makler mir doch einfach den Ablehnungsgrund sagen können. Doch sowas könnte man natürlich nicht so einfach sagen. Was mir einfach weh tut ist, daß ich doch seit Mai kein anderer Mensch geworden bin. Klar verändert man sich immer irgendwie bei so schwerwiegenden Einschnitten im Leben. Jedes Mal aufs Neue stehe ich fassungslos da und verstehe nicht, warum so viele Menschen mir gerade jetzt diese Situation nicht erleichtern können, sondern sie im Gegenteil noch verfahrener machen?!
Bei einer der Wohnungen in Riem, die einzige Zwei-Zimmer Wohnung, die im München-Modell (für das ich einen WBS habe) noch verfügbar ist, habe ich auch zuerst eine Absage erhalten. Diese seltsame Frau, die mir von der Wohnungsbaugenossenschaft diese Aussage gegeben hat, hat sehr komisch rumgedruckst, wußte angeblich nicht, ob noch eine Wohnung frei ist, und das aber auch erst nachdem ich sagte, daß ich im Rollstuhl sitze. Wenn die Wohnung wirklich nicht mehr zu haben gewesen wäre, wie sie sagte, dann hätte sie spätestens ab diesem Zeitpunkt aus dem Internet genommen werden müssen. Ich habe dann eine Bekannte nochmal dort anrufen lassen, damit die auch nach der Wohnung fragt. Und ich hatte recht: die Wohnung ist zu haben, nur für mich war sie es nicht. Das ist definitv gesetzwidrig. Die Bekannte hat jetzt für mich einen Termin vereinbart und ich fahre nächste Woche zur Besichtigung. Und was habe ich daraus gelernt: nie im Vorhinein sagen, daß man im Rollstuhl sitzt!
Irgendwie habe ich das Gefühl, im freien Fall immer weiter in einen dunklen, bodenlosen Abgrund der Hoffnungslosigkeit zu stürzen. Jedes Mal, wenn ich denke, daß das alles nicht noch verfahrener oder schlimmer werden kann, dann werde ich sofort eines Besseren belehrt und "falle weiter"!
Bei ein paar Wohnungen, die passend erscheinen und auch in meiner Preisklasse liegen, werde ich es noch versuchen, dann "hake ich München ab" und gehe - egal wie das auch immer werden mag - zurück nach Essen. Ich will nicht mehr auf Dinge hoffen, die sich eh wieder als neue Enttäuschung entpuppen. In Essen, in meiner Wohnung, bin ich wenigstens zu Hause, bin erwünscht und nicht irgendwer, der in die letzte Ecke der Gesellschaft gedrängt wird. Irgendeine Lösung wird es für die drei Stockwerke (ohne Aufzug) geben, die ist auf jeden Fall leichter zu finden als hier eine Wohnung. Das Ruhrgebiet ist zwar im Nahverkehr nicht sonderlich behindertenfreundlich, aber eines weiß ich ganz sicher: das Leben ansich ist dort leichter, die Menschen lassen einen so leben wie man ist.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Was wäre ich ohne meine Freunde?

Was wäre ich wohl ohne meine Freunde? Ich glaub, verdammt "arm dran".
Meine Freunde hier in München, allen voran meine beste Freundin, machen es mir derzeit überhaupt erst möglich, daß ich "normal" weiterleben kann. Sie helfen mir, daß mein Leben weitergehen kann. Sie helfen mir beim Einkaufen, hier in der Wohnung, unternehmen - wie sonst auch - etwas mit mir, behandeln mich nicht wie "ein rohes Ei", hören mir zu, wenn ich zum x-ten Mal die gleichen Probleme mit ihnen wälze, machen mir Mut und stellen vor allem nie dumme, nervige Fragen. Auch meine Freunde im Ruhrgebiet helfen mir sehr. Sie sind zwar weiter weg, halten aber trotzdem sehr engen Kontakt zu mir. Von Zeit zu Zeit besuchen sie mich sogar netterweise, wagen sich in "bayrisches Hoheitsgebiet" vor. Es sind immer schöne, lustige und entspannende Telefonate. Sie fehlen mir schon sehr, aber gerade jetzt ist es so unheimlich wichtig, daß ich weiß, daß ich nicht allein bin, daß ich Menschen habe, auf die ich mich verlassen kann und die auch an mich glauben. Das gibt einem ein warmes, gutes Gefühl.
Marie von Ebner-Eschenbach hat mal folgendes über Freunde gesagt: "Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten!"
An dieser Stelle einen ganz lieben, offiziellen Dank allen meinen Freunden!!!
(Ich möchte hier keine Namen schreiben, denn evt. vergesse ich jemand und das wäre dann natürlich nicht gut)

soziales Tiefdruckgebiet

Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ich mich in einem "sozialen Tiefdruckgebiet" befinde. Kaum gibt es einen winzigen Lichtblick am trostlosen Horizont, so wird dieser sofort von einem neuen Tief weggefegt.

Erst hieß es, daß ich einen Wohnungsberechtigungsschein für das München-Modell bekomme, dumm nur daß im Rahmen des München-Modells überhaupt keine 2-Zimmer-Wohnungen mehr verfügbar sind. Ich habe bei allen beteiligten Wohnungsbaugenossenschaften und Vermietern angerufen - nichts frei. Einige Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen, aber keine mit zwei Zimmern. Und nur für die bekomme ich den WBS und er ist auch nur auf das München-Modell begrenzt.
War total enttäuscht, vor allem auch deshalb noch mehr, weil ich irgendwie dachte, daß dieser furchtbare Kreislauf jetzt endlich durchbrochen wird. Zuweilen, wenn einem eine Situation einfach über den Kopf wächst, sie zu schwer zu ertragen ist, dann wird das teilweise so unwirklich, man denkt, daß es eine Art Traum ist. Nicht wirklich, aber ich war total erschöpft, nur noch müde, hatte einfach nur noch das Bedürfnis im Bett zu liegen und an gar nichts mehr zu denken.
Dann habe ich mich doch wieder aufgerafft und mich dazu entschieden, daß ich jetzt Wohnungen auf dem "freien Wohnungsmarkt" suche. Also ganz normale Wohnungen, die ohne WBS zu haben sind. Das größte Problem daran ist, daß ich keinen dauernden Verdienst nachweisen kann, ich kann nicht mal den bereits gestellten Antrag beim Arbeitsamt nachweisen, weil der ja nur telefonisch erfolgt ist. Ich muß es jetzt darauf ankommen lassen, daß mir viele Makler und auch Vermieter evt. aus dem Grund eine Absage erteilen, muß es stetig weiterversuchen bis ich doch vielleicht jemand finde, der bereit ist, sich auf dieses Risiko einzulassen und damit mir die Chance ermöglicht, daß ich z. B. den Wohngeldantrag überhaupt erst stellen kann. Nur mit einem Mietvertrag auf meinem Namen kann ich diesen Antrag stellen.
Am Freitag habe ich mir eine sehr schöne Wohnung in München-Hadern, an der U-Bahn-Station "Haderner-Kreuz" angeschaut. Da würde alles passen. Ich komme gut rein, sie ist für mich und meine Katzen angemessen groß, guter Stadtteil, mit allen Einkaufsmöglichkeiten, die Kirchengemeinde vor der Tür und die Krankengymnastik im Nachbarstadtteil. Der Makler hat mir nicht sofort abgesagt, er will wenigstens versuchen, was er machen kann. Es ist immer sehr angenehm, wenn Menschen zu einem freundlich sind, auch bemüht und einen in so einer Situation nicht noch runtermachen.
Morgen schaue ich mir mit meiner besten Freundin eine zweite Wohnung an, die etwas günstiger und auch größer wäre.
Es ist schwierig auszuhalten, aber im Moment wird jeder Tag wohl wieder etwas Neues, eine veränderte Situation bringen. "Augen zu und durch", das ist schon was dran.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Ich bekomme eine Wohnung

Heute bin ich mit einer Ergotherapeutin von Mutabor zum Wohnungsamt gegangen - ohne Termin. Vor einer mündlichen Prüfung hätte ich nicht aufgeregter sein können. Zum einen hatte ich erhebliche Zweifel, ob die uns ohne Termin überhaupt drannehmen würden, zum anderen bin ich die letzten Wochen permanent nur enttäuscht worden, drum habe ich mir nicht viel von dem Besuch erhofft.
Und es kam alles ganz anders. Eine sehr nette Dame, die mir vorkam als wäre sie "Mädchen für alles" hat es möglich gemacht, daß sich eine Sachbearbeiterin mein Anliegen anhört. Irgendwie verhalte ich mich in so Ämtern wie ein dauernd "geschlagener Hund", der immer auf der Furcht vor weiteren Prügeln ist. Doch die war total kooperativ, hat sich das geduldig angehört und meinte dann, daß die einzige Möglichkeit, diese "5-Jahres-Aufenthaltsfrist-in-München" zu umgehen wäre, daß ich eine Wohnung des "München-Modells" ziehe. In Riem wären zum Beispiel etliche frei. Da habe ich nicht lange nachgedacht, denn der neu entstehende Stadtteil Riem ist total o.k. und ich kann mir gut vorstellen, dort zu wohnen. Kann im Prinzip gleich anfangen, bei den Wohnungsgenossenschaften nach einer rollstuhlgerechten 2-Zimmer-Wohnung für mich zu fragen.
War mir alles zu viel, hab vor Freude geheult, auch deswegen, weil ich das gar nicht glauben konnte, daß sich diese Sache nun derart problemlos lösen würde. Jetzt ist der "Teufelskreis" durchbrochen und die anderen Anträge können nun leichter gestellt werden.
Bin total glücklich - ich bekomme eine Wohnung, kann endlich umziehen und fühle mich dann nicht dauern wie "auf der Flucht".

Montag, 15. Oktober 2007

Zwischen Hoffen und Verzweifeln

Ich habe so den Eindruck, daß sich meine Zukunftsplanung, auch die Wohnungssuche und die Bemühungen irgendwie meine Grundversorgungsansprüche geltend zu machen, daß das von Woche zu Woche verfahrener und komplizierter wird.
Heute hatte ich einen Termin bei der Beratungsstelle der Pfennigparade. Nette, engagierte Frau, die sich lange Zeit genommen hat, leider auch keinen gangbaren Weg aus der ganzen Misere wußte. Es war nicht so, daß ich mit der Einstellung hingegangen bin, daß diese Frau meine Probleme lösen könnte, ich hatte aber doch gehofft, daß sie diesen Teufelskreislauf an einer Stelle würde knacken können. Egal wo. Sie meinte, daß ich mich selbst in meinen "Ja-aber-Kreislauf"immer weiter reindrehen würde, daß ich, wenn ich weiter so denke, daß ich dann nie rausfinde. Ich finde, es geht da nicht um Konstrukte, die ich mir selbst zusammenbaue, es sind reale Tatsachen, die sich leider zu diesem Teufelskreislauf entwickelt haben.
Von mir kommt dieser Ratsbeschluß nicht, daß ich hier fünf Jahre gemeldet sein muß, um einen Wohnberechtigungsschein beantragen zu können. Ich würde sofort entweder beim Sozialamt oder bei der ARGE einen Antrag auf Grundsicherung stellen, wenn die sich nur mal darüber einigen könnten, wer für mich zuständig ist. Eine "freie" (ohne WBS) rollstuhlgerechte Wohnung kann ich halt nur mit dem Nachweis irgendeines Einkommens beantragen. (So ist es zumindestens üblich!) Angeblich haben wir in Deutschland ein "soziales Netz" - es kann doch dann echt nicht angehen, daß ich da durchfalle!?! Auf all diese Dinge habe ich leider nur sehr begrenzt Einfluß und es ärgert mich schon, wenn mir dann noch gesagt wird, daß ich halt dann andere Wege gehen muß.
Welche? Zwei Wege hat die Dame mir noch vorgeschlagen.
1. Vorschlag) Ich könnte/ sollte doch bei einer Stiftung Geld für Grundversorgung, Miete, etc. beantragen bis ich mein Studium beendet habe.
Leider muß ich da gleich wieder "Ja-aber" sagen, weil ich zum einen weiß, daß Stiftungen die Leute nur bis zu einer gewissen Semesteranzahl nehmen und sich garantiert nicht darum reißen, jemand zu unterstützen, der zum einen schon um einige Semester über der normalen Studienzeit ist, und zum anderen kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch gar nicht sagen, wann ich meine letzte mündliche Prüfung (vom Gesamtzustand her) machen kann und wann ich dann mit der Diplomarbeit anfangen und fertig sein könnte. Da das Tippen noch nicht wirklich gut geht, muß ich da alternative Lösungen finden.
Zudem wäre damit mein Wohnungsproblem immer noch nicht gelöst.
Die Dame meinte, daß ich da falsch ansetze. Ich muß erst meine Grundversorgung sicherstellen, dann die Wohnungsfrage angehen.
Das sehe ich nicht so. Für jeden Monat, den ich noch keine passende Wohnung gefunden habe, wird in Essen Miete (von geliehenem Geld) umsonst bezahlt. Ich wäre beispielsweise auch mittlerweile wieder in der Lage Förderunterricht, Computerkurse, Deutsch- und Alphabetisierungskurse zu geben (mit Festgehalt oder auf Honorarbasis). Arbeit kann ich aber nur finden, wenn ich weiß, wo ich wohnen werde.
2. Vorschlag) Ich solle mich doch ganz meiner Rehabilitation widmen. Das Tippen und handschriftliche Schreiben üben, damit ich dann mein Studium schnell zu Ende machen kann. Dann wäre das Sozialamt zuständig.
Schon wieder ein "Ja-Aber". Was mache ich jeden Tag? Teilweise diktiere ich emails und Briefe mit dem Spracherkennungsprogramm, ich tippe aber z. B. meine Blogs - auch aus Übungsgründen - meist selbst. Schreiben üben wir ja eh in der Ergotherapie, aber ich denke, daß ich eh schon viele Möglichkeiten ausschöpfe, um diesen Prozeß zu beschleunigen.
Auch dieser Rehavorschlag löst mein Wohnungsproblem nicht, denn das Sozialamt weiß, daß ich derzeit eigentlich noch sowas wie "ambulante Reha" mache und fühlt sich trotzdem nicht zuständig.
Die Dame vom Beratungsdienst hatte mir zudem noch vorgeschlagen, ich solle doch quasi meine 70 m²-Wohnung in Essen einstweilen irgendwo einlagern. Lagere ich die Wohnung ein, zahle ich dann quasi zwei Mal einen Umzug. Einmal der Transport von der Wohnung zu dem "Einlagerungsfirma" und dann nochmal von dort zu der Wohnung in die ich dann evt. mal ziehen werde. Das wäre etliches an Mehrkosten, an Mehrarbeit und ich würde auf diese Weise "meinen letzten Halt" in Essen aufgeben. In dieser Situation wäre das Wahnsinn. Diese Wohnung war lange mein Zuhause, irgendwie ist sie das auch noch. In absolut letzter Konsequenz würde ich dorthin zurückgehen, damit ich überhaupt eine Bleibe hätte, egal wie ungeeignet diese auch immer sein mag. Die drei Etagen wären eine totale Qual, bzw. ist derzeit auch noch schwer umsetzbar.
Meine ganze Situation ist sehr verfahren, schwierig und Lösungen finden sich da nicht eben mal einfach so. Das war mir auch vor dem Besuch bei der Beratung klar. Es wäre aus diesem Grund für mich gar kein Problem gewesen, wenn die Dame einfach gesagt hätte, daß sie mir derzeit auch nicht weiterhelfen kann. Was mich allerdings schon sehr getroffen hat war, daß sie das so hingestellt hat als könnte ich den Teufelkreislauf einfach umgehen, wenn ich nur bereit wäre, auch auf Alternativlösungen auszuweichen. Ich denke, egal wie verfahren die Situation auch immer ist, auch ich habe ein Recht darauf, daß ich nicht diese "Schein-überbrückungs-Lösungen" wählen muß (die letztlich auch in Sackgassen laufen würden), sondern daß ich wie jeder andere auch ein Anrecht auf eine "vernünftige Lösung" habe.
(Die Dame heute hat durchaus angeboten, eine email an den Herrn von der ARGE zu schreiben, damit der sich mal meldet. Doch diese Geschichten kann ich alle alleine bewältigen. Es geht um das, was ich nicht alleine kann.)
Ich lebe die ganze Zeit zwischen "Hoffen und Verzweifeln", weil ich immer hoffe, daß irgendwer so viel Einfluß hat, um diesen fatalen Kreislauf irgendwo durchbrechen zu können und gleichzeitig verzweifelt an der Gesamtsituation fast zerbreche, weil jede Hoffnung bisher enttäuscht wurde.
Ein Lichtblick war heute der Anruf bei der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG. Dieser Herr hat mir zugehört, sich die Situation schildern lassen, und sagte dann nicht gleich, daß er mir da auch nicht weiterhelfen könnte, er hat stattdessen gesagt, daß er mal schauen wird, was er für mich - in Sachen Wohnung - tun könnte. Ob dabei wirklich was rauskommt, das werde ich morgen hören, aber die Tatsache, daß einer einfach mal was tut - ganz praktisch - ist wie "heller Regen". Das ist ja der Name meines Blogs und ich erlebe zuweilen schon diese seltenen Momente, in denen ich zwar immer noch "im Regen" stehe, in denen der Regen aber heller erscheint.

Sonntag, 14. Oktober 2007

"Oasen"


Eigentlich darf ich wegen der Epilepsie nicht alleine zum Schwimmen gehen und wegen der Ataxie wäre eine Begleitperson durchaus auch nicht schlecht gewesen, ich hatte jedoch heute Nachmittag unwahrscheinlich große Lust ins Westbad zu gehen und bin dann einfach los.

Lief alles komplikationslos. Schön ist am Westbad, daß es total viele Sprudeldüsen im Außenbecken gibt (mit Sole) und sie haben dort auch zwei schön größe Whirlpools.

Als ich mir heute im Außenbecken den festen Strahl einer Wasserdüse massierend über meinen verspannten Nacken, die schmerzende Schulter und den Rücken habe sprudeln lassen, da war mir als würde die Zeit einfach stehenbleiben. Ich blinzelte durch die Augen durch das auf mich herabperlende Wasser und wegen dem einfallenden Sonnenlicht war es wie als würden vor mir kleine Goldtröpfchen auf die spiegelnde Wasserfläche fallen. Alle Anspannung ist von meinen Muskeln abgefallen, ich fühlte mich unwahrscheinlich gut. Hab die Augen zugemacht und einfach geträumt. Alles war licht, hell und wie gern hätte ich in dem Moment auf die "Pause"- oder "Stopp"-Taste gedrückt, um diesen Zustand festhalten zu können.
Unter diesem "Miniwasserfall" stehend und die anderen beobachtend ist mir auch klar geworden wie angenehm das ist, daß im Wasser eigentlich jeder gleich ist. Niemand sieht mir sofort an, daß ich derzeit im Rollstuhl sitze, niemand schaut komisch, weil ich meine Bewegungen im Wasser nicht so unkoordiniert sind.
Schön, daß es solche "Oasen" inmitten meines zur Zeit sehr schwierigen, nervenaufreibenden Alltag gibt. Vor allem sind meine Muskeln immer noch angenehm entspannt. Ich glaube, ich verlege meinen Wohnsitz ins Westbad... . ;-))



Samstag, 13. Oktober 2007

Meine Meinung über Eva Herman bei J. B. Kerner

Erstmal möchte ich gleich an dieser Stelle erwähnen, daß die ZDF-mediathek eine tolle Einrichtung ist, die es einem ermöglicht, viele interessante Sendungen dann anzuschauen, wann man Zeit und auch Lust dazu hat. Klasse!!
Eva Herman und ihr neues Buch "das Eva Prinzip" wirft zur Zeit viele Wellen auf. Ich habe das Buch nicht gelesen, werde evt. aber mal reinlesen, wenn ich es in der Bücherei leihen kann. Kaufen würde ich es nicht. Aber darum geht es jetzt nicht.
Ich denke, es ist schwierig, nur auf einer Ebene über diese ganze Sache zu sprechen und zu urteilen. Am Anfang der Sendung war ich furchtbar genervt, weil Eva Herman in keinster Weise auf die vielen möglichen Brückenstellungen eingegangen ist, die ihr J. B. Kerner immer wieder im Laufe des Gesprächs angeboten hat.
Irgendwann, im Laufe des Gesprächs, hat sie mir dann mal leid getan. Unabhängig von der ganzen Problematik konnte ich es doch etwas nachvollziehen, daß sie permanent diese Verteidigungshaltung eingenommen hat - sie kam mir vor wie ein Tier, das von allen gejagt wird, sie hatte faktisch niemanden, der für sie hätte sprechen können. Ich weiß wie das ist, wenn jeder auf einen einhackt, wenn man alleine ist mit seinen Argumenten, und wenn (wie sie auch sagte) das "Urteil über sie quasi schon im Vorhinein feststeht".
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, daß Eva Herman m. E. nicht begreift oder verstehen will, daß sie wirklich Begrifflichkeiten trennen muß. Sie darf selbstverständlich ihre ganz eigene Meinung haben und die wollte ihr auch keiner nehmen. Kompliziert und nicht mehr tragbar wird es nur dann, wenn sie diese Meinung mit Äußerungen verknüpft, die von der Definition eindeutig nationalsozialistisches Gedankengut sind und als solches absolut verwerflich.
In Deutschland zu leben bedeutet für mich auch, Verantwortung dafür zu tragen, daß sich diese Ideen und Ideale nie wieder festsetzen können. Es bedeutet weiter auch die Verantwortung, "eine Stimme" für kommende Generationen zu sein, ihnen die Tragweite dieser Zeit so vor Augen zu führen, daß sie sich dieser doch wieder stark aufkeimenden Kräfte erwehren können. Niemand von meiner Generation (ich bin Jahrgang 1971) und auch niemand der kommenden Generationen sollte Schuld für irgendwas zugeschoben bekommen, das damals im Dritten Reich passiert ist. Wir sind nicht schuldig, aber wir machen uns schuldig, wenn wir nicht versuchen, jede aufkeimende Saat (in diese Richtung hin) im Keim zu ersticken.
Ich bin geneigt, Eva Herman zu glauben, daß sie eigentlich nicht "rechts" eingestellt ist. Sie unterstützt aber dennoch diese Bewegung mit ihren Aussagen, die sie nicht klar abgrenzt und von denen sie sich auch im Nachhinein nicht distanziert. Sie ist eine Person, die in der Öffentlichkeit gewirkt hat und noch wirkt, und als solche müßte sie sich um so mehr darüber im Klaren sein, was sie mit derartigem Verhalten anrichten kann.
Sie spricht viel über Werte, die wir seit dem Dritten Reich verloren hätten. Es geht dabei um Werte, die die Familie ansich betreffen. Seit es Menschen gibt, sind Werte und damit auch Regeln und Normen einem Wandel unterworfen. Nicht umsonst gibt es den Begriff des "Wertewandels". Darüber könnte man viele Bücher schreiben. Fakt ist, daß sich der Mensch immer weiterentwickelt hat. Jede Weiterentwicklung hat die Gesellschaft ansich verändert und den Menschen auch eigentlich "gezwungen", sein Wertsystem dieser Entwicklung anzupassen. Vergleicht man in diesem Zusammenhang Europa z. B. mit Asien, mit den U.S.A. oder mit den eher muslimisch geprägten Ländern, so wird einem klar, daß auch Kultur und Religion einen sehr maßgeblichen Einfluß auf die Werte (in den unterschiedlichsten Bereichen) in diesen Länder haben.
Jede Zeit hatte schon immer ihre guten und schlechten Seiten, doch wer kann ein umfassendes Urteil darüber abgeben, welche Wertvorstellungen wann besser oder schlechter waren? Eigentlich doch nur jeder für sich, jeder in seiner eigenen Situation.
Meiner Mama (sie war Jahrgang 1932) hat z. B. Weihnachten früher besser gefallen, es war alles gemütlicher, heimeliger. Mit manchen technischen Neuerungen kam sie nicht mehr klar, hat sie aber auch nicht abgelehnt. Was mich betrifft, so eröffnet mir mein PC und das Internet immer wieder aufs Neue eine grandiose Welt, die ich nicht missen möchte.
Ich kann z. B. aufgrund meiner Krankheiten und Behinderungen keine Kinder bekommen. Bin ich deshalb ein schlechterer Mensch, verdiene ich aus dem Grund weniger Anerkennung als all die Mütter, die mehrere Kinder bekommen und diese als Hausfrau großziehen? Im dritten Reich wäre ich wahrscheinlich vergast worden als unwertes Leben. Heute darf ich trotz allem leben, darf ein Mitglied dieser Gesellschaft sein, darf mich einbringen und meinen Teil dazu beitragen. (Schön wäre es allerdings, wenn ich endlich auch die Hilfen bekommen würde, die mir zustehen, aber das ist ein anderes Thema!)
„Nie in der Menschheitsgeschichte haben Männer die Hausarbeiten freiwillig verrichtet oder Kinder aufgezogen, aufgrund ihrer Veranlagungen sind sie auch nicht dafür vorgesehen.“(Eva Herman in „Das Eva-Prinzip“)
Wir Frauen sollten nicht mehr konkurrieren, wir sollten uns auf unsere natürlichen Fähigkeiten besinnen.“(Eva Herman in „Das Eva-Prinzip“.)
Das sind nur zwei Zitate aus dem Buch von Eva Herman, die ich im Internet gefunden habe. Ohne den Kontext zu kennen, in dem sie stehen, sollte man mit Äußerungen vorsichtig sein, dennoch möchte ich sagen, daß die Denkweise von Eva Herman doch sehr trivial ist und sich auch auf einer Ebene bewegt, die den Ansprüchen, die sie eigentlich anstreben will, definitiv nicht gerecht werden.
Für mich bleibt folgendes Fazit: Sie hätte in der Sendung viele Chancen gehabt, sich von ihrer -evt. nicht subjektiv gewollten, aber objektiv doch - vorhandenen Tendenz nach "rechts" zu distanzieren. Wer es nicht schafft, einen Sachverhalt abzugrenzen bestätigt damit die schon vorhandene Meinung. Solches Gedankengut kann - gerade hier in Deutschland - dazu beitragen, daß die "braunen Schwelbrände" sich immer weiter ausbreiten.

Info für Sabine - "Pendel-Scooter"






Liebe Sabine, das ist der "Pendel-Scooter" von Hoening. Von dem sprachen wir ja heute - so sieht er aus. Was meinst Du? Der wäre doch echt die ideale Lösung für mich - oder?!
Gute Nacht!






Freitag, 12. Oktober 2007

Running Sushi



















Mmmh, dieses Sushi ist schon was ganz Feines! Hätte ich vorher nie gedacht, aber kaum ißt man es nur einmal, stellt sich ein dezenter Suchtfaktor ein, der einen dann von Zeit zu Zeit immer wieder hintreibt, zum "Running Sushi". "Running Sushi" sind kleine Sushihäppchen, die auf kleinen farbigen Tellerchen auf einem Laufband (oft auch doppelstöckiges Laufband) an einem vorbei fahren und man kann sich dann nehmen, was man möchte. Doch nicht nur Sushi wird einem da "fast wie im Schlaraffenland" dargeboten, auch Tellerchen mit warmen japanischem /chinesischem Essen. Zudem noch so leckere Nachspeisen wie kandierte Früchte.

Wenn ich mal einen sehr streßigen Tag hinter mich gebracht, was Wichtiges gut erledigt habe oder einfach auch nur eine Aufmunterung brauche, dann gönn ich mir dieses running sushi.

Eigentlich müßte ich dort mittlerweile schon so eine Rabattkarte wie beim Bäcker bekommen. 10 mal dort gegessen, einmal umsonst.
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Donnerstag, 11. Oktober 2007

Leer-stelle


"Franziska Hufnagel hängt vor die abgedunkelten Fenster in St. Markus (München) Bilder gemalter Köpfe. Die Bilder verweisen auf den Augenblick, der sich einstellt, bevor sich etwas aufgrund von Gewesenem ereignet. Dieser Augenblick ist ein Zwischenraum, eine "Leer-stelle", in der Vergangenes, Verdrängtes, Getanes, Nichtgetanes auf Kommendes stößt. Ein Moment, in dem alles möglich zu sein scheint - ob Gut oder Böse." (aus der Ankündigung der Ausstellung im Rahmen der Nacht der Museen in München 2007)

Mich hat das sehr angesprochen, weil ich diese "Leer-stelle" gut nachempfinden kann. Trotz der Sackgassen, trotz der schwierigen Allgemeinsituation glaube ich tief in mir, daß auch in meinem Leben nochmal ein Neubeginn möglich is - ein Neubinn halt in "meinen derzeitigen Grenzen". Solange ich noch nicht "starten" kann, solange muß ich diese "Leer-stelle" ertragen.
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Dienstag, 9. Oktober 2007

...welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

Von Rainer Maria Rilke gibt es folgendes Gedicht:

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten,
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh Dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

"Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält."
Das ist sehr tröstlich zu wissen, daß bei allen Schwierigkeiten, in Sorgen, Nöten und wenn wir denken, daß wir allein mit all unseren Problemen sind, daß es dann immer noch Ihn, für mich Gott, gibt, von dem ich glaube, daß er mein Leben wirklich in seinen Händen hält.
Glauben heißt nicht, alles verstehen, auf alles eine Antwort haben und finden müssen - Glauben ist ein Ausdruck des Herzens.
Es ist mir auch egal, ob viele Menschen versuchen, Glaube und Gott mit sinnigen Argumenten und etlichen "total sicheren" wissenschaftlichen Erkenntnissen wegzureden. Gott will nicht bewiesen werden, aber er läßt sich erfahren. Und wenn ich oft ganz am Ende bin, dann spüre ich seine Nähe am meisten. Vielleicht ist das in dieser Situation wirklich Gnade.

Samstag, 6. Oktober 2007

Geheimnisse im Kopf

Wenn ich kurz vor dem Einschlafen im Bett liege, dann mache ich mir so meine Gedanken. An meine Mama denke ich in diesen Momenten viel, auch daran wo ich gerade stehe und wo ich hin will. Oft frage ich mich auch, warum bei mir dauernd was nicht klappt, warum ich von einer "Tragödie" zur nächsten schlittere? Andere sind schon längst mit ihrem Studium fertig, arbeiten und führen ein "normales" Leben. Und ich? Tja, ich, ich hätte mehr als genug im Kopf für einen guten Abschluß. Trotz aller Widrigkeiten bin ich so weit gekommen und stehe derzeit irgendwie vor der größten Herausforderung meines Lebens: wieder überhaupt zu sowas wie einem geregelten Alltag zurück zu finden. Ich möchte dieses Studium so gern beenden, doch erstmal muß meine Wohnungsangelegenheit geregelt werden, auch der ganze Ämterkram. Mit was ich mein Leben finanzieren will, dafür hätte ich genug Ideen, daran soll es nicht scheitern, aber bis ich sie umsetzen kann, bis dahin bräuchte ich halt von irgendwoher Hilfe.
Verzweiflung ist ein schlechter Ratgeber, leider fehlen derzeit die Alternativen.
Ich hoffe, daß mir Gott bald ein Fenster aufmacht, wenn schon alle Türen zuschlagen.
In einem Buch habe ich folgende Geschichte gelesen, die mir - gerade in dieser Situation - recht gut gefällt.
Die Menschen und die Geheimnisse
Als der liebe Gott die Welt schuf, machte er am Schluß die Menschen.
Doch als die Menschen fertig erschaffen waren, kletterten sie auf ihre Beine, schüttelten ihre Haare und waren nicht zufrieden. Sie maulten und riefen:"Wir wollen jeder noch etwas Besonderes. Damit wir uns voneinander unterscheiden."
Sie stellten sich vor den Schöpfer, stampften mit den Füßen und sagten: "Wir wollen mehr." "Jeder soll etwas Besonderes haben."
Der Schöpfer überlegte ein Weilchen, dann rief er sie und sagte zu dem Ersten: "Dir gebe ich lange Beine, so lang wie die Baumstämme, die man sieht, wenn man in einer Waldlichtung auf dem Rücken liegt und an ihnen hinauf in den Himmel schaut." Der Erste ging und war zufrieden. Der Nächste kam und Gott sagte zu ihm: "Dir gebe ich blonde Haare, zart wie Seide und hell wie die Wollfäden einer vornehmen Strickjacke. " Der Mensch ging und war zufrieden. Nun kam einer, der sah den Schöpfer mit klaren Augen an, und Gott sagte zu ihm: "Dir schenke ich ein fröhliches Lachen." Der Mensch lachte und war zufrieden.
Da kam noch einer. Der Schöpfer schaute ihn an und sagte zu ihm:"Dir schenke ich eine starke Faust." Der Mensch boxte vor sich hin, ging und war zufrieden.
Der Nächste kam, sah Gott herausfordernd an, machte den Mund auf, und der Schöpfer sagte zu ihm:"Dir gebe ich ein großes Maul."
Die Menschen waren zufrieden. Sie hatten eine starke Faust, ein großes Maul, ein fröhliches Lachen, blonde Haare und baumlange Beine. Plötzlich meldete sich noch einer, der war übrig geblieben, er hatte am Rand gestanden. Der fragte den Schöpfer:"Und was bekomme ich?"
Der Schöpfer erschrak. Ihm fiel nichts mehr ein. Nichts, was äußerlich leicht zu erkennen war. Der Schöpfer hatte nur noch die Geheimnisse, die er dem Letzten in seinen Kopf einpflanzen konnte. Aber Geheimnisse kann man nicht sehen wie die blonden Haare oder die langen Beine, nicht fühlen wie die Faust, nicht hören wie das Lachen oder die lauten Sprüche des Großmauls.
Der Schöpfer schaute den Letzten nachdenklich an, dann nickte er und sagte:"Für dich habe ich noch etwas ganz Besonderes. Ich kann dir Geheimnisse geben. Viele, viele Geheimnisse. Aber Geheimnisse in deinem Kopf können die anderen nicht sehen. Nur die, die dich sehr lieb haben, können sie vielleicht in deinen Augen lesen. Die Geheimnisse bleiben oft lange im Kopf eines Menschen versteckt. Sie entwickeln sich langsam, werden zu Worten, Bildern, Geschichten... . Und seine Worte sind manchmal schöner, seine Gedanken tiefer als die der anderen. Seine Fragen sind oft wundersamer und sein Gesicht ist oft rätselhafter und fremder als die Gesichter, die andere mit sich herumtragen. Menschen mit Geheimnissen im Kopf sind anders und fremd für die anderen. Möchtest due die Geheimnisse?"
Der Mensch nickte und war sehr zufrieden, denn er hatte als Einziger Geheimnisse im Kopf.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Sozialsackgasse

Heute habe ich den (auch sehr freundlichen) Menschen vom Arbeitsamt (ALG II) angerufen. Die Dame vom Sozialamt hatte mir ja gestern gesagt, daß er erstmal als erste Instanz, bzw. vor dem Sozialamt für mich zuständig wäre. Er sollte dann klären, inwieweit ich (noch) arbeitsfähig oder zur Zeit eben nicht arbeitsfähig bin.
Am Nachmittag habe ich ihn endlich erreicht. Wenn ich noch Student wäre, könne er eigentlich gar nichts für mich tun. Versuchte zu erklären, daß ich derzeit beurlaubt habe, also ein Freisemester habe. Eingeschrieben muß ich aber bleiben, weil mein Studiengang (Diplom-Pädagogik) zum Jahr 2008 ausläuft und wenn ich mich exmatrikulieren würde, dann könnte ich das Studium gar nicht mehr beenden. Ich habe keine Ahnung, ob der Herr das so umfassend hat, er will sich auf jeden Fall mal schlau machen und sich dann nochmal bei mir melden.
Irgendwie habe ich den Eindruck, in einer "Sozialsackgasse" gelandet zu sein.
Die Sozialarbeiterin der Ambulanz von Mutabor ist ja schon theoretisch sehr hilfsbereit, sie sagt zumindestens immer, daß sie mir gerne noch weiterhelfen würden. Dummerweise sind die "Hilfsansätze" nicht wirklich hilfreich und was sie bis jetzt für mich in dieser Sache getan haben war zum einen nicht viel und zum anderen hätte ich es auch selbst machen können. (Ein Anruf im Sozialbürgerhaus...) Ich bräuchte definitiv jetzt jemand, der sich für mich bei irgendeiner dieser Stellen mal einsetzt. Nicht einen Betreuer wie mir immer vorgeschlagen wird, denn den brauche ich trotz vieler gutgemeinter Erklärungen, daß Betreuung heute ganz anders darstellt als früher, definitiv nicht. (Das ist gut gemeint, weil ich halt am Ende dessen bin, was ich an Belastung ertragen kann) Habe im Internet nachgeschaut und so "ungefährlich" wie man es mir immer verkaufen will, ist das überhaupt nicht. Ich könnte das auch nur für den Bereich "Beantragungen bei Ämtern" festlegen, das stimmt leider nicht. Die Bereiche sind immer weiter gesteckt und schränken schon die Entscheidungsfreiheit meiner Person in dem Maße ein wie ich es auf gar keinen Fall haben möchte.
Deswegen habe ich mich heute mal per mail an den Behindertenbeauftragten der Stadt München gewendet. Vielleicht tut sich ja dadurch mal irgendein Weg aus dieser Sackgasse auf - schlimmer werden kann es durch diese mail auf jeden Fall nicht.

Mittwoch, 3. Oktober 2007

"Da beißt sich der Hund doch in den Schwanz!"

Meine weitere Lebensplanung, bzw. Suche nach einer barrierefreien Wohnung entwickelt sich zum Disaster.
Vom neu entstehenden Beginenhof habe ich quasi eine Absage bekommen. Die Ansprechpartnerin dort hatte bei unseren Kontakten nichts, aber auch gar nichts davon erwähnt, daß sie mir eine Wohnung nicht zusagen könnte, bzw. daß die Wohnungen so begehrt sind, daß ich damit rechnen müßte, daß ich evt. keine bekomme. Das wäre hilfreich gewesen, denn so habe ich mich irgendwie darauf eingestellt, daß das eine relativ sichere Geschichte ist. Habe trotzdem relativ zügig zugesagt, weil ich mir diese tolle Wohnmöglichkeit auf gar keinen Fall entgehen lassen wollte. Mir wurde gesagt, daß alle Wohnungen auf WBS weg sind und daß ich "nur" noch in die betreute "Wohngemeinschaft" ziehen könne. Es wäre gar keine Wohngemeinschaft ansich, jeder hätte sein eigene kleine Wohnung. Ich möchte aber meine eigene Wohnung, mit eigener Küche haben und ich möchte vor allem nichts mit permanenter "Betreuung". Ich denke, sowas muß jeder für sich entscheiden. Mir ist schon klar, daß ich ohne Unterstützung, auch was den Haushalt ansich betrifft (Einkaufen, Staubsaugen, etc. ), nicht klar kommen werde, aber ich kann dann alleine entscheiden, wieviel Hilfe ich möchte und auch wann. Mir liegt viel daran, so selbstständig und eigenständig wie möglich zu bleiben.
Die Beantragung einer barrierefreien Wohnung in München kann ich wegen dieser "5-Jahre-gemeldet-sein-müssen-Klausel" ebenfalls vergessen. Habe mich nochmal einschlägig erkundigt und höre überall nur das Gleiche, nämlich, daß es da keine Ausnahmen gibt.
In anderen Städten gibt es so eine "5-Jahres-Frist" nicht. Habe mal im Internet nachgeschaut wie es z. B. in Berlin mit barrierefreien Wohnungen aussieht. Unwahrscheinlich gut. Es gibt total viele (vor allem recht schöne!), auch in passablen Stadtteilen und mit guter Verkehrsanbindung und Einkaufsmöglichkeiten. Zudem hat Berlin, was die Barrierefreiheit in öffentlichen Verkehrsmitteln angeht, total nachgerüstet und es ist deshalb in sehr vielen Bahnhöfen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen möglich, relativ problemlos möglich, mit dem Rolli rum zu fahren.
Dachte, ich informiere mich mal, was ich machen müßte, um für Berlin einen Wohnberechtigungsschein zu bekommen. Was ich vorausschicken muß ist, daß jede Stelle, mit der ich in Berlin telefoniert habe, total nett und hilfsbereit war - auch über ihr Gebiet hinaus. Nun kommt aber leider das dicke Ende. Um in Berlin einen Wohnberechtigungsschein beantragen zu können, muß ich in Berlin gemeldet sein. (Das war mir ja schon halbwegs klar) Wenn ich mir z. B. über immobilienscout eine barrierefreie Wohnung suchen würde, dann könnte ich diese nur anmieten, wenn ich eine Verdienstbescheinigung, bzw. eine Bescheinigung über dauerhaften Bezug von Leistungen nachweisen kann. Nehmen wir mal an, die Sozialhilfe würde mir in München genehmigt werden, dann müßte ich sie jedoch in Berlin wieder vollkommen neu beantragen. Das kann ich aber nur, wenn ich einen festen Wohnsitz in Berlin habe. Den kann ich - wie schon erwähnt - nur bekommen, wenn ich diese Leistungen nachweisen kann. "Da beißt sich der Hund doch in den Schwanz." WAHNSINN!
Hier in München habe ich gestern schon im Sozialbürgerhaus angerufen, wollte bei einer Dame, die mir Mutabor gesagt hat, daß sie für mich zuständig wäre, einen Termin ausmachen, damit ich dann Sozialhilfe beantragen kann. Die Dame ist zwar schon irgendwie zuständig, aber nur insofern, daß sie mir all die Stellen sagt, an die ich mich jetzt mit meinem Anliegen weiter wenden soll. Also habe ich bei einer Dame angerufen, die zwar ebenfalls recht nett, aber nur für die Menschen zuständig ist, die über 65 sind. Sie hat mich an einen Herrn von der ALG II-Stelle verwiesen, der das erstmal bearbeiten soll. Den rufe ich morgen an. Beim Arbeitsamt müßte geprüft werden, in wiefern ich noch arbeitsfähig bin und die müssen dann weiter entscheiden, wer letztlich für mich zuständig ist.
Mir fehlen irgendwie die richtigen Worte, um zu beschreiben wie ich mich derzeit fühle. Total überfordert fühle ich mich, leer und hilflos, weil ich überhaupt nicht mehr weiter weiß. Verstehen kann ich jetzt auf jeden Fall ansatzweise, warum Menschen in die "Falle Obdachlosigkeit" tappen. Das kann verdammt schnell gehen. Denen wird es wohl so ähnlich gegangen sein wie mir. Wahrscheinlich sind sie auch durch "etliche Lücken in diesem System" gefallen.
Ich habe ja noch die Wohnung in Essen, im dritten Stock ohne Aufzug. Auch wenn das für mich total schwer werden wird, vor allem wegen den drei Stockwerken, so denke ich immer mehr in die Richtung, daß ich dorthin zurückgehe. Den einen Rollstuhl könnte ich im EG stehen lassen und einen zweiten Rollstuhl kann ich ja für die Wohnung besorgen. Die Wohnung selbst ist ausgesprochen geräumig und ich werde dort gut mit dem Rolli fahren können. Werde dann in Essen Wohngeld beantragen und mal schauen wie ich in dieser Situation Geld verdienen könnte. Dieses in der Luft rumhängen, das ist furchtbar, ich will diesen Zustand so schnell wie möglich beenden.