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Sonntag, 3. Mai 2009

Tipps zum Umgang mit Rollifahrern

Ich sitze jetzt seit fast zwei Jahren im Rollstuhl. Früher als "Fußgänger" hab ich mir über vieles auch keine Gedanken gemacht, hab einfach nicht drauf geachtet, das merkt man dann leider alles erst dann, wenn es einen selbst betrifft. Auch ich wäre - glaube ich - unsicher im Umgang mit Rollstuhlfahrern, auch anderen Behinderungsarten gewesen, mit auch darum möchte ich hier ein paar Tipps rüberbringen, die vielleicht helfen könnten.

1. Ich bin der selbe Mensch wie vor dem Behandlungsfehler. Vielleicht denke ich über einiges anders, aber grundsätzlich ticke ich nicht anders. "Man" muß mich deshalb nicht "mit Samthandschuhen" anfassen, schonen oder mich nicht "für voll nehmen".

2. Ganz wichtig, einfach fragen: "Kann ich Ihnen/Dir irgendwie helfen?" Wenn derjenige dann "Nein!" sagt, dann sollte das auch als "nein" akzeptiert werden. Nicht einfach dann den Rollstuhl trotzdem packen, schieben oder ihn in die U-Bahn wuchten. Sagt derjenige in so einem Fall sogar nochmal höflich "Nein danke, das geht schon!", dann ist es an der Zeit den Rolli ganz schnell auszulassen. Wer das nicht tut, und sich sogar noch wundert, daß die Person im Rollstuhl sauer reagiert, der muß sich darüber nicht wundern. Würde "er" gern quasi "entmündigt", zu einem Menschen degradiert werden, der nicht mehr selbst entscheiden kann, wann und ob er Hilfe benötigt? Würde es der Person gefallen, beispielsweise in der U-Bahn auf einen Sitz gedrückt oder eingehakt über die Straße gezerrt zu werden?! Sicherlich nicht. Blinde Menschen packt man doch auch nicht einfach, nötigt sie, Hilfe anzunehmen.

3. Ich empfinde es als ganz furchtbar, von jedem automatisch mit "Du" angesprochen zu werden. Und was gar nicht geht ist: daß mir jemand über den Kopf streichelt, in meinen Haaren rumwuschelt. Das degradiert einen zum Kleinkind, und ich erwarte die gleiche Achtung, die man jedem anderen auch entgegenbringen würde.

4. Menschen, die mir sagen, wie furchtbar das doch alles ist, was sie an meiner Stelle empfinden würden, daß sie sich von einer Brücke stürzen würden, das ist einfach nur "voll daneben". Sowas ist unhöflich. Wenn man gar mit "Ach, Sie arme Sau!" angesprochen, einem voll Mitleid Geld zugesteckt wird, dann ist das ein Niveau, das ich gar nicht mehr akzeptieren kann.
Darum abschließend nochmal im Klartext: Bitte, liebe Mitmenschen, behandelt mich (auch andere im Rollstuhl) doch einfach so wie Ihr dann gern behandelt werden würdet. Wir haben den Rollstuhl nicht im Kopf, sind nicht bescheuert oder zurückgeblieben, wir sind "normal" in unseren Grenzen. Ja, wir können nicht mehr richtig gehen, manche Bewegungen muten seltsam an, aber aber "behindert" uns doch nicht noch mehr!! Der Rollstuhl ist oft nicht die eigentliche Behinderung, behindert wird man eigentlich am meisten von seiner Umwelt!

DANKE!!