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Samstag, 29. Dezember 2007

Allen nur das Beste für 2008!!



Ich wünsche allen meinen Freunden, Bekannten, auch Verwandten und den Lesern dieses Blogs einen guten Jahreswechsel und nur das Beste für 2008!!
Versucht Euch stets ein Stückchen Himmel über Eurem Leben freizuhalten, dann läßt sich alles überstehen und selbst Regen erscheint auf diese Weise hell.
Bis zum neuen Jahr!! Eure Birgit

Zwischen den Jahren




Zwischen den Jahren, der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, ist immer eine sehr seltsame Stimmung. Ein bißchen ist es als würde man über so eine Brücke gehen. Hinter einem, das alte Jahr läßt man zurück, kann sich aber nochmal umblicken. Vor einem, das neue Jahr ist bereits sichtbar, aber welche Wege genau einem sich eröffnen, das ergibt sich zuweilen "beim Gehen".
Für mich war das zurückliegende Jahr auf langen Strecken sehr leidvoll, nervtötend und hart. Letztes Jahr auf Silvester bin ich auf dem Klinikbalkon der onkologischen Klinik Bad Trissl gestanden. Meine Mutter lag im Zimmer im Bett, wir haben noch einen netten Abend verbracht, mit einer Musiksendung im Fernsehen, Diner for one und entspannenden Gesprächen. Kurz nach Mitternacht habe ich auf dem Klinikbalkon Wunderkerzen angezündet: ein paar für die Wünsche meiner Freunde und mehrere für meine ganz persönlichen Anliegen. Es ist nichts so geworden wie ich es mir für meine Mama und für mich gewünscht hätte.
Thornton Wilder hat mal folgendes gesagt:
"Ich habe mir viel den Kopf über den Sinn des Lebens zerbrochen. Jetzt scheint es mir Sinn genug, lebendig zu sein."
Das ist ein guter Satz und dazu noch ein besonders guter Vorsatz für 2008. Darauf läßt sich aufbauen!

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Mein Weihnachten 2008







Am Ende des zweiten Weihnachtsfeiertages angekommen ist es schwer, mein diesjähriges Weihnachten treffend zu beschreiben. Es war nicht nur anders, weil meine Mama nicht mehr da war, es war vom Ganzen her einfach anders.


Am Heiligen Abend selbst hat es mich kurzzeitig "seelisch" ziemlich zusammengefaltet. In dem Moment hatte ich das Gefühl, daß mich die Erinnerungen, die Trauer, mein verändertes Leben, das mich das alles zu Boden drückt. So ähnlich wie der Donner und der Blitz bei einem Gewitter sich langsam von einem entfernen, so ist auch diese Situation an mir vorbeigezogen. Die Weihnachtsstimmung war danach erfrischend klar, auch intensiv da und für mich war es ein schöner Abend. Auch dadurch, daß viele mit Karten, auch Geschenken an mich gedacht hatten. Ich habe mich über alles sehr gefreut, vor allem aber auch deswegen, weil es dadurch ein "normales" Weihnachten war, keines, in dem ich einsam vor ein bißchen lecker Essen sitze, sondern wo ich bei jedem Geschenk (auch jeder Karte) das Gefühl hatte, daß es liebevoll ausgesucht war. Es war ein bißchen wie als wäre jeder dann durch das Geschenk ein klein wenig bei mir anwesend.

Eines ist mir an dem Abend besonders klar geworden, daß ich jetzt wirklich "erwachsen" bin. Wenn die Mutter tot ist, dann ist man unweigerlich erwachsen, ob man das nun will oder nicht. Weihnachten ohne meine Mama wird nie wieder "wie früher sein", aber was ist in meinem Leben derzeit schon "wie früher" - eigentlich nur "ich selbst", mein Leben hat sich stark verändert.
Auf jeden Fall haben meine drei Katzen ein opulentes Katzenmenü serviert bekommen und es hat ihnen definitv geschmeckt. Irgendwie hatten sie einen recht spaßigen Abend: im Geschenkpapier spielen, in große Geschenktüten kriechen und alles anschauen, ob das auch was taugt, das die Birgit da ausgepackt hat.
Gemütlich bei Kinderpunsch und Plätzchen habe ich mir den Spielfilm über die Entstehung von Stille Nacht angeschaut, danach noch den Bergkristall. Beides für den Heiligen Abend ausgesprochen passend.
Am ersten Weihnachtsfeiertag habe ich dann das Riesenpaket von meiner Freundin aus den Staaten aufgemacht. Ich dachte, das wäre passend so, weil in den Staaten ja alles am Weihnachtstag ausgepackt wird. Sie hat "cat toys" mitgeschickt, mit denen sich meine Drei den ganzen Vormittag prima amüsiert haben.
Ich fand es schön, dieses Weihnachten: Kein Streß wegen irgendeinem Essen, kein Streit, keine Hektik, einfach so sein dürfen wie es einem gerade zumute ist.
Allein an Weihnachten, das muß nicht "einsam sein" bedeuten. Allein an Weihnachten ist nicht schlimm, für mich war es friedlich und beschaulich.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Weihnacht ist auf Gottes weiter Erden...



Ich habe das von meiner Mutter gesprochene Gedicht:"Weihnacht ist auf Gottes weiter Erden..." bei youtube und myvideo eingestellt.

http://www.youtube.com/watch?v=BaJvX0v8708

Hier möchte ich meine Gedanken dazu festhalten.

Weihnacht ist auf Gottes weiter Erden, Weihnacht ist allüberall.

Eigentlich schön, daß Weihnachten einfach da ist, wir müssen uns nur drauf einlassen. Egal, wieviel Krieg und Streit es auf der Welt gibt - Weihnachten ist trotzdem da. Egal, ob Menschen versuchen, es weg zu diskutieren, ob sie es einfach auslassen - es ist trotzdem da. Glücklicherweise können wir nicht darüber entscheiden, ob Weihnachten existiert.

Vergiß oh Menschheit Leiden und Beschwerden

Das wäre toll, wenn ich das könnte, aber in diesem Jahr bin ich von Leid und auch körperlichen Beschwerden so überfrachtet, dass es mir schwer fällt das zu vergessen. Im Gegenteil, der Heilige Abend hält mir das verstärkt vor Augen.

Stimmt an, mit lautem Jubelschall, das Lied der stillen heiligen Nacht.

Trotzdem kann ich mich auch wirklich an/über Weihnachten freuen. Warum? Weil ich einige Menschen habe, die mir helfen, daß Weihnachten trotz allem erträglich und irgendwie schön wird.

Gott schenke Euch in dieser Zeit: den Frieden und die Weihnachtsseligkeit.

Wenn es jemand schafft, mir wirklich "inneren Frieden" zu schenken und ein Stück von der kindlichen Weihnachtsfreude, dann ist das Gott. All das laute "vorweihnachtliche Trara", der Konsumterror, die streßigen Vorbereitungen, das bringt sicherlich keine Weihnachtsseligkeit.

Aus des Gottes Kindleins Krippe wuchs empor der schönste Baum,

Damals hat Gott mit uns durch die Geburt von Jesus etwas Neues angefangen, der Weihnachtsbaum ist jedes Jahr ein lebendiges Symbol dafür.

fromm begrüßt von jeder Lippe

Selbst die eigentlich nicht so an Gott glauben, singen Weihnachtslieder, gehen einmal pro Jahr in die Christmette und irgendwie weckt dieses Weihnachtsgeschehen in vielen doch eine Art Ehrfurcht.

froh geschaut in jedem Traum.

Für meine Mutter war ein Weihnachten ohne Weihnachtsbaum nur halb so schön. Und sie hat oft von dem Weihnachten ihrer Kindheit geschwärmt, das so ganz anders gewesen war mit viel mehr Charme. (Kann ich mir gut vorstellen)

Weihnachtsbaum, du Baum des Lebens, aller Glanz der Welt erlischt,

Letztes Jahr in der Krebsklinik (mit meiner Mama) ohne viel "Schnickschnack" und den üblichen Vorbereitungen, da war mir wirklich so als wäre ich dem Stall greifbar nah. Die Klinik lag erhöht über der Kleinstadt Oberaudorf, vom Wald umgeben und dort war man Weihnachten wirklich sehr nah.

Weihnachtsbaum, dein Licht leucht immer, in jedes Menschenherz hinein.

Wie sehr ich mir das wünsche, kann ich gar nicht sagen.

Leucht den Alten und den Jungen,

Viele ältere Menschen sind allein, fühlen sich verlassen und einsam. Viele junge Menschen fühlen sich auch einsam, aber nicht, weil sie wirklich allein sind, sondern weil sie unserer hektischen, schillernden Welt unter gehen, es ist dann schwer, sich für das "richtige Licht" zu öffnen.

arm und reich in gleicher Pracht

Auch wenn die Unterschiede zwischen arm und reich immer größer werden, gerade auch an Weihnachten, vor Gott gibt es sie glücklicherweise nicht. Ich finde es beruhigend, daß niemand die Lichter am Weihnachtsbaum heller scheinen lassen kann nur weil er vielleicht reich ist. Egal wieviel man von dem Licht in sich aufnimmt, es bleibt immer gleich hell.

und von Deinem Licht bezwungen, weiche jedes Herzens Nacht.

Auf diesen letzten Satz des Gedichtes hoffe ich an diesem Weihnachten. Ich bin nicht die Erste und werde nicht die Letzte sein, die einen lieben Menschen verloren hat, das ändert halt leider nichts daran, daß ich furchtbar traurig bin. Die Menschen, die damals an der Krippe standen, die haben Geschenke mitgebracht, sind aber vor allem beschenkt nach Hause gegangen. Mal abwarten, ob es bei mir auch heller wird...

Freitag, 21. Dezember 2007

Warum ich am Heiligen Abend allein sein will...



Das Bild (oben) war letztes Jahr an Weihnachten auf Station 3 in der onkologischen Klinik Bad Trissl in Oberaudorf. Da habe ich noch mit meiner Mama dort gefeiert, es ging ihr zwar nicht gut, aber wir waren zusammen. Es war ein Heiliger Abend an dem ich viel über die Bedeutung von Weihnachten ansich nachgedacht habe. Bin lange in der Klinikkapelle gesessen und hatte irgendwie das Gefühl, dass dort auch ein paar Engelchen waren. Hört sich kitschig an, aber ich war geborgen - in was auch immer. Meine Mama hat ganz oft gesagt, daß es ihr so leid täte, daß ich gar nichts von Weihnachten hätte - ich konnte ihr hoffentlich klar machen, daß es mir am wichtigsten ist, daß ich bei ihr sein kann und daß es doch wirklich friedlich, gemütlich und auch besinnlich war. Kaum ein Weihnachten habe ich derart intensiv erlebt.
Und dieses Jahr ist sie nicht mehr da, fehlt mir unheimlich, mit Worten schwer auszudrücken. Deshalb möchte ich am Heiligen Abend allein sein, ich möchte weinen können, wenn mir danach ist und ich möchte der Erinnerung an meine Mama viel Raum geben (egal ob das "weh tut" oder nicht). Gerade Weihnachten ist so "familienorientiert", es wäre hart, in einer Familie Gast zu sein und all das mit zu bekommen, was einem jetzt schmerzlich fehlt.
Das heißt jedoch nicht, daß ich am Heiligen Abend wie ein "Trauerkloß" hier im Wohnzimmer sitzen werde, ganz sicher nicht. Meine Katzen bekommen einen "Leckerchen-Christbaum", meine Wenigkeit gönnt sich ein paar leckere Salate, wird beim Klang von Weihnachtsliedern besinnlich-ruhig diesen Abend feiern und ich glaube dran, daß jeder "in diesem Stall" seinen Frieden finden kann.

Samstag, 15. Dezember 2007

Mein Kommentar zum "Club der toten Dichter"

Diese Zeit braucht Menschen mit Ideen, Visionen und Charakterstärke. Sie braucht Menschen, die bereit sind auch aus Konventionen und Zwängen auszubrechen, die wagen, neue Wege zu gehen.
Menschen, die Geschichte geschrieben haben, wurden in ihrer Zeit zuweilen ausgelacht, geächtet und als Spinner oder Träumer eingestuft. Im Rückblick zeigt sich, dass es genau diese Menschen waren, die entscheidende Entwicklungen vorangetrieben, Gesellschaftsstrukturen aufgebrochen und Veränderungen bewirkt haben, von denen wir auch heute noch profitieren.
Mir wurde gestern erzählt, dass im Rahmen der Referendariatsausbildung der Film „der Club der toten Dichter“ daraufhin analysiert werden sollte, welche Fehler und Stärken die Person des Lehrers (John Keating) aufweist. Relativ am Anfang des Films weist der Lehrer seine Schüler an, das von der Schule vorgeschriebene Standardwerk der Literatur/Poesie zu zerreißen und sich auf neue Weg einzulassen, sich dem Unterrichtsstoff zu nähern. Der Dozent der Referendare übte Kritik an diesem Verhalten, weil die Schüler – zumindestens – das Buch hätten lesen sollen, um dann selbst zu entscheiden, ob sie es wirklich zerreißen wollen oder nicht.
Solche Feststellungen, gerade bei der Unterweisung angehender LehrerInnen, empfinde ich als kontraproduktiv, für mich zeugen sie von „geistiger Armut“.
„Der Club der toten Dichter“ ist für mich ein Paradebeispiel dafür, dass „alternative“ Lehrmethoden Schülern einen Weg eröffnen wie sie selbstbestimmt zu dem finden können was in ihnen steckt. Das Wissen unserer Zeit ist nicht nur etwas, das man in der Schule lernen und in sich aufnehmen muss, es eröffnet Möglichkeiten, darauf aufzubauen, sich anstecken zu lassen von einer Idee und sie weiter zu entwickeln. Voraussetzung dafür ist, dass einem der Stoff so vermittelt wurde, dass er etwas in einem auslöst. Dies kann Begeisterung sein, genauso wie Erstaunen oder Ablehnung. Aus Ablehnung kann auch etwas Sinnvolles entstehen: der Wunsch es besser, anders zu machen, etwas Eigenes dagegen zu setzen.
Viele unserer heutigen Unterrichtsmethoden lassen oftmals kein Ausbrechen, keinen Raum für eigene Ideen zu. Welcher Schüler würde es wagen, selbst wenn er das Buch vorher gelesen hat, ein Schulbuch (aus nicht Gefallen) zu zerreißen?! John Keating nimmt seinen Schülern diese Verantwortung (Schuleigentum zerstört zu haben) ab und schickt sie danach auf ein Abenteuer, sich selbst im Schulstoff verorten zu können. Eigene Lehren daraus ziehen zu dürfen und gibt ihnen die Chance wirklich ein „Individuum“, nicht nur ein „Mitläufer“ zu werden.

Unsere Jugendliche kranken daran, dass sie sich, um „in“ sein zu wollen, damit man dazugehört, Dingen und Menschen zu unterwerfen, die ihnen oftmals schaden. Ja, Unterordnung ist nötig, aber nicht um den Preis völliger Selbstaufgabe.
„Anders“ zu sein ist ein Geschenk, keine Schlappe oder Makel. Menschen, die „anders“ sind, können die Welt im Kleinen oder Großen verändern.
Für Schüler, für jeden Menschen, ist es wichtig, die Dinge auch von anderen Standpunkten betrachten zu lernen. Wer von dem überzeugt ist, was er tut, auch „in sich ruht“, der wird automatisch diszipliniert, den muss man nicht in die Disziplin zwingen. Wer versteht, wozu es hilfreich sein kann, sich bestimmte Sachverhalte anzueignen, der wird Leistung zeigen, weil er sie bringen will. Wer weiß, wohin er einmal will, wer sein Ziel für sich erkannt hat, der wird seinen Weg gehen.

Ich wünsche uns allen die Stärke, zu unseren Ideen und Idealen zu stehen. Ich wünsche uns, dass wir auch in harten, schweren Zeiten, das nicht aus den Augen verlieren, woran wir glauben. Ich wünsche denen, die den Sinn ihres Tuns in Frage stellen, dass sie den Mut haben, auch dann weiterzumachen, wenn die Situation verfahren scheint.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Danke dem "SZ-Adventskalender der guten Werke"

Das ist diese Spezialtastatur, die ich wirklich dringend benötige, damit das Tippen am PC nicht so mühsam und zeitraubend bleibt. Die Tasten sind größer und mit Hilfe der Abdeckplatte werden die Finger fixiert und können so nicht mehr auf andere Tasten rutschen. Zudem kann ich nur damit die Diplomarbeit und andere aufwendige Schreibarbeiten überhaupt alleine durchführen.

Die Krankenkasse hat mir dieses Hilfsmittel mit der Begründung abgelehnt, daß sie das nur bewilligen könnten, wenn ich nicht mehr sprechen könnte. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, das kann ich echt nicht nachvollziehen. Das Arbeitsamt hatte leider "keinen Topf" für derartige Hilfsmittel, mein Sachbearbeiter hat sich aber dafür eingesetzt, daß mir der "SZ-Adventskalender der guten Werke" diese Tastatur finanziert. Ich hätte sie mir nicht kaufen können, sie ist sehr teuer.
Freude läßt sich oft schwer in Worte fassen, aber ich sehe seither sofort "mehr Land", weiß, daß die Diplomarbeit jetzt ins Machbare rückt, damit natürlich auch mein Abschluß des Studiums. Das macht mich sehr glücklich und dafür möchte ich auch an dieser Stelle den maßgeblichen Leuten nochmal ganz, ganz herzlichen Dank sagen!!!

Samstag, 8. Dezember 2007

Auf dem Weg nach Bethlehem...


Auf dem Weg nach Bethlehem bin ich auf der Suche, begegne ich mir selbst, gerate ich in Stürme, werde ich enttäuscht, gebe ich nicht auf.

Auf dem Weg nach Bethlehem lasse ich mich führen von der Stimme meines Herzens.


Sonntag, 2. Dezember 2007

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...



Stufen


Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen. Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen. Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
(Hermann Hesse)

Dieses Gedicht sagt sehr viel über meine derzeitige Verfassung aus. Ich hätte gern "mein Leben" im Ruhrgebiet zurück, würde einfach gerne dort weitermachen wo ich vor über einem Jahr "aufgehört" habe. Heiter soll ich, nach dem Gedicht, "Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen". Tja, ich würde mich lieber in so einem Raum seßhaft machen.
Doch so wie Hermann Hesse schreibt ist wohl wirklich wichtig, daß jedem Anfang ein Zauber inne wohnt, der uns beschützt und der uns hilft zu leben. Ich bin sehr gespannt, welcher Zauber mich erfassen wird, wenn ich jetzt wieder ganz zurück nach München in die neue Wohnung ziehe.

Freitag, 30. November 2007

Mein Ruhrgebiet














Gerade habe ich den Mietvertrag für meine neue Wohnung in München unterschrieben. Als ich ihn zum Wegschicken in den Umschlag gesteckt habe, da wurde mir doch sehr schmerzlich bewußt, daß ich von Essen, dem Ruhrgebiet jetzt langsam Abschied nehmen muß. Schwer, sehr schwer!!

Essen war mir 13 Jahre lang Heimat, ein Ort, an dem ich unwahrscheinlich gern gelebt habe. Dort habe ich mich einfach wohl gefühlt, konnte "Mensch" sein, weil mich die anderen so genommen haben wie ich bin/war. Ich hatte immer das Gefühl, daß ich in diesen Landstrich gehöre. Viele liebe und sympathische Menschen haben in diesen Jahren meinen Weg gekreuzt. Einige sehr wertvolle Freundschaften durfte ich schließen, die mir hoffentlich erhalten bleiben.

Vermissen werde ich vor allem die Menschen im Ruhrgebiet, ihre ehrliche Art und Bodenständigkeit. Ich werde die Wege vermissen, die ich oft und gern gegangen bin, meine Arbeit, die Zechen und den Wandel, der das Ruhrgebiet auch sehr lebendig macht. Auch ich habe mich dort verändert und ein Stück "vom Pott" werde ich immer in meinem Herzen tragen. Hört sich pathetisch an, ist aber so! Na dann, "Glück auf!"


Hier noch ein "Loblied auf das Ruhrgebiet":




Donnerstag, 29. November 2007

Aller guten Dinge...


... sind drei. Letzte Woche der Bescheid vom Arbeitsamt, daß ich ALG II bekomme, gestern die Zusage für die Wohnung und heute ein richtig guter "Probetag" bei meinem neuen Job. Ich wäre für eine Lerngruppe von vier Siebtklässlern in einer "Schule für Erziehungshilfe" zuständig. (Das oben auf dem Bild, das sind keine Kinder dieser Schule, sie könnten es aber sein - so haben sie gewirkt)
Es war schwer für mich, da heute hinzufahren. Nicht, weil ich "Angst" vor den Schülern gehabt hätte, nein, es war mehr dieser Neustart, jetzt im Rollstuhl. Ich hatte einfach keine Ahnung, ob das alles wie früher laufen würde. Die Schule hatte ich mir größer vorgestellt, letztlich saßen heute im Schülercafé fünf "Jungs", die beim Mittagessen ihre Fischstäbchen runtergeschlungen haben und dann gleich zum Fußball in der Halle abgezischt sind. Sie waren mir alle sofort sympathisch. Ein etwas ruhigerer, einer, der den ganzen Raum unterhalten hat, ein weiterer, der nicht wußte wohin mit seinen Kräften und einer, der ein sehr liebes, offenes Gesicht hatte, der aber bestimmt ganz schön Wirbel machen kann. Ich habe keine Ahnung, was für Probleme diese Kinder in diese Schule gebracht haben mögen, das ist auch vollkommen egal, denn sie haben in sich "Größe" - wahrscheinlich wissen sie das gar nicht. Sie haben gefragt, warum ich im Rollstuhl sitze, ich habe versucht es zu erklären, und sie haben nicht diese falsche Scheu an den Tag gelegt, die viele Erwachsene haben. Keiner von ihnen hat mich wegen meinem Stottern oder gar wegen dem Rollstuhl aufgezogen, kein blöder Kommentar, gar nichts. So "normal" bin ich schon lange nicht mehr behandelt worden. (Meine Freunde mal natürlich ausgenommen!) Vier wollten wissen, ob ich wiederkommen würde, sie würden das echt gut finden, meinten sie. Das sind solche Momente, die alles warm und hell in einem machen.
Ja, ich würde gerne wiederkommen und dort arbeiten!

Ich habe eine Wohnung in Neuperlach!


Gestern Abend habe ich die Zusage für eine wirklich tolle Wohnung in München-Neuperlach bekommen. Am Sonntag habe ich die Wohnung besichtigt und war richtig begeistert davon. Der Grundriß ist toll, es gibt einen riesigen Balkon (ca. 12 m² groß), der vor allem meine Katzen begeistern wird. Vor dem Einzug im Februar kommt noch ein neuer Boden und eine Einbauküche rein. Super. Die Wohnung liegt nur ca. fünf Minuten (mit dem Rolli) von der U-Bahnstation Neuperlach-Zentrum (beim PEP) weg, die Gegend fand ich - sogar bei schlechtem Wetter - eigentlich ganz passabel. Hochhausstadtteile haben immer irgendwo ihre Brennpunkte und Macken, aber ich denke, daß es sich da ganz gut leben lassen wird. Die Wohnung ansich gehört einem total netten Ehepaar, das mir auf Anhieb sympathisch war. Obwohl ich noch ca. 8 Mitbewerber hatte, haben sich die beiden letztlich doch dafür entschieden, mir die Wohnung zu geben, obwohl sie wegen meiner "finanziellen Situation" etwas Bedenken hatten. Die haben das Herz am rechten Fleck!
Meinem Sachbearbeiter von der ARGE, der in meinem Fall einen etwas höheren Mietsatz durchgeboxt hat und diesem Ehepaar ist es zu verdanken, daß ich jetzt wirklich eine Chance habe. Man kann oft Dankbarkeit gar nicht so rüberbringen wie man sie empfindet. Mit dieser Wohnung kann ich nun wirklich neu anfangen.
Gestern Abend war ich wie in Trance, ich konnte das gar nicht glauben, daß ich die Wohnung wirklich bekommen würde.
Hier sind noch zwei Links zu Neuperlach:

Mittwoch, 14. November 2007

Kein Umzug nach Erding - schade!


Draußen schneit es. Hier in der Wohnung ist es schön gemütlich und eigentlich sollte ich diesen freien Tag genießen. Trotz der Heizung friert es mich, das kommt von innen. Es ist die Verzweiflung, die immer höher kriecht und auch mein Herz regelrecht umkrallt. Jeden Tag, seit Monaten, lebe ich zwischen Hoffung, Demütigung und Verzweiflung. Die kleinen Lichtblicke lassen mich hoffen, nur um kurz danach sofort wieder von bürokratischen Hürden ausgelöscht zu werden. Meinem ALG II-Antrag wird wahrscheinlich stattgegeben, doch was nützt mir das, wenn ich keine Wohnung habe. Was nützt mir der Job als Förderlehrerin bei der KJF in München, wenn ich nicht mal den Hauch einer Chance habe, hier eine passende Wohnun zu bekommen. Zwei (evt. auch drei) Wohnungen in Erding hatte ich bereits in "mietvertragsnähe". Die ARUSO (die ARGE in Erding) hätte "nur" dem Mietpreis zustimmen müssen, dann wäre der Kreislauf durchbrochen gewesen, und ich hätte endlich neu durchstarten können. Heute habe ich per email Bescheid bekommen, daß sie die Kaltmiete (in Höhe von 540 Euro) nicht übernehmen können. Sie könnten in meinem besonderen Fall einer Wohnung von bis zu 55 m² und 420 Euro kalt zustimmen. Allerdings wurde ich bei dieser Entscheidung als Einzelperson gesehen und das ist mit Rollstuhl definitiv falsch. Ein Rollstuhlfahrer gilt bei der Wohnungssuche als "Zwei-Personen-Haushalt" und hat offiziell Anspruch auf 2 Zimmer und 69 m². (Die entsprechenden Infos dazu sind hier zu finden: http://www.nullbarriere.de/wohnflaechen.htm)
Vielleicht hat der Herr von ARUSO das übersehen oder er hat halt Vorschriften, die er nicht weiter ausdehnen kann/will - keine Ahnung. Die haben das oft nicht leicht in diesen Ämtern, aber diese Floskel:"Ich bitte dafür um Verständnis", die kann man sich eigentlich schenken. Wofür soll ich Verständnis haben: Dafür, daß jede dieser Entscheidungen mich noch weiter ins Abseits manövriert? Soll ich dafür Verständnis haben, daß man mir zwar dauernd was ablehnt, aber dafür auch keine Ersatzvorschläge hat?
Diese 420 Euro kalt sind illusorisch! In ganz Erding gibt es nicht mal eine 55 m² für 420 Euro. Nun ja, eine Dachgeschoß Wohnung gäbe es und eine, die 15 km von Erding entfernt ist, die ist aber auch in der ersten Etage. Vielleicht wären die 420 Euro mit Wohnberechtigungsschein machbar, aber den bekomme ich in Erding nicht, weil dort nur Einwohner Erdings einen erhalten. Das sind immer diese Geschichten, bei denen man auf Dauer einen Drehwurm bekommt. Wie soll ich außerdem in ca. 55 m² mit dem Rollstuhl manövrieren können? Ich habe keine Ahnung.
Ich weiß nur, daß ich so verzweifelt bin, daß es in mir drin so aussieht wie bei dem Bildchen, das ich an den Anfang gestellt habe. Bis Ende November setze ich eine Frist. Sollte ich bis dahin keine Wohnung gefunden habe, die mir die ARGE München genehmigt, dann packe ich den Rest meiner Sachen und schaffe mich und die Katzen zurück nach Essen. Wie ich schon öfter geschrieben habe: dort weiß ich wenigstens, daß ich ein Zuhause habe. Dieses Zuhause liegt im dritten Stock ohne Aufzug, aber ganz ehrlich, dann werden halt leider Kosten für Fahrdienste anfallen und ich brauche halt mehr Hilfe, um in dieser Umgebung alleine klar zu kommen, aber ich weigere mich, noch weiter durch alle Lücken dieses Systems zu fallen.

Freitag, 9. November 2007

Job bei der katholischen Jugendfürsorge

War gestern beim Vorstellungsgespräch bei der katholischen Jugendfürsorge München-Freising. Im Internet war eine Stelle als Förderlehrer (geringfügige Beschäftigungsbasis) in sozialpädagogischen Lerngruppen ausgeschrieben. Ich habe mich beworben und hatte gestern eine Art Vorstellungsgespräch mit einer der Leiterinnen dieses Projekts. Wenn sie weiß, wo sie mich einsetzen kann, dann meldet sie sich und ich kann anfangen.
Ich freue mich sehr da drüber, weil ich viel Spaß an dieser Art Arbeit habe und weil ich auf diese Weise wieder einen Einstieg finde. Es paßt für mich von der Stundenanzahl recht gut, denn auf diese Weise werde ich nicht überfrachtet und kann auch gut neben der Arbeit noch Krankengymnastik und Ergotherapie machen. Mit dem Rollstuhl ist alles viel anstrengender, überhaupt mit der Ataxie. Deshalb muß ich mich langsam steigern.
Zuweilen leide ich noch sehr unter der neuen Situation, ich möchte so gern wieder "normal" sein, nicht im Rollstuhl sitzen und "anders" sein müssen. Deshalb ist es toll, wenn ich wieder das machen kann, was ich schon die ganzen Jahre über gemacht habe: Förderunterricht. Wichtig ist, daß mein Leben eine "sinnvolle Komponente" behält und mit dieser Form von Arbeit ist das sicherlich gegeben.
Hier ist ein Link zur katholischen Jugendfürsorge München-Freising:

Lichtblick beim Arbeitsamt

Der Titel meines Blogs ist ja "heller Regen" und heute auf dem Weg zum Sozialbürgerhaus (ARGE...) regnete und windete es heftig, im Sozialbürgerhaus wurde mein persönliches Tiefdruckgebiet dann jedoch merklich erhellt. Mein Sachbearbeiter ist ein sehr netter Mensch, der wirklich versucht, mir zu helfen. Bisher hat man in vielen Ämtern (übertragen gesprochen) nur auf mich eingetreten. In derartigen Lebenssituationen liegt man eh quasi schon am Boden, da wäre es oft wirklich nicht nötig, einen noch weiter einzustampfen.


Dieser Mann heute ist ein echtes Beispiel dafür wie es auch laufen, wie man seinen Job auch erledigen kann. Mein Hartz IV-Antrag ist jetzt gestellt, bekomme wahrscheinlich nächste Woche schon den Bescheid, meinte er. Bevor ich morgen evt. schon den Mietvertrag in Erding unterschreibe, muß ich auf jeden Fall zuerst bei der ARGE in Erding, die dort ARUSO heißt, nachfragen, ob die die Mietkosten für diese Wohnung übernehmen. Wenn ich das nicht mache, dann hätte ich "Fakten" geschaffen, die im nachhinein nicht mehr bewilligt werden können. Ich wäre ein "Sonderfall" und da müßte man dann auch bezüglich der Mietkosten eine Regelung finden, die mir auch gerecht wird. Er würde mich da unterstützen. Es tat wirklich gut, daß mal jemand nicht gegen mich arbeitet.
Es geht definitiv aufwärts!
Hier noch ein Link zum "kleinen Nils", der auch Kontakt mit dem Arbeitsamt hatte:

Mittwoch, 7. November 2007

Der Lokführer Streik


Diese Karrikatur drückt sehr gut aus, was ich über den Streik denke!
In einer Zeit wie dieser sind die Forderungen der Lokführergesellschaft unverhältnismäßig und massiv überzogen. Von Anfang an ging es nur um diesen eigenständnigen Tarifvertrag, wurden streikende Lokführer interviewt, so wären diese schon mit einer Lohnerhöhung von 10 Prozent zufrieden gewesen. Derartige Lohnangleichungen wären gerechtfertigt und in Ordnung. 30 Prozent ist für mich in dieser Zeit nicht nachzuvollziehen.
Mich ärgert dieser Streik, weil es so viele Berufsgruppen gibt, die auch nicht einfach streiken - im sozialen Bereich ist das so gut wie unmöglich, derartige Lohnerhöhungen zu "erpressen". Ja, so ein Verhalten setze ich mit Erpressung gleich. Massive Verluste, die durch den Streik entstehen, werden als "Mittel zum Zweck" hingenommen.
Bedauerlich, daß die Gerichte so ein egoistisches, fast kriminelles Verhalten auch noch unterstützen.
Solche Streiks sind der Grund, warum Asien einen derartigen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Dort stellt niemand derart illusorische Forderungen. Nur, wenn jeder auf Dauer bereit ist, ein wenig Verzicht zu üben, nur so kann die Kluft zwischen arm und reich in Deutschland auf Dauer ausgeglichen werden.

Erding

Erding ist eine nette Kleinstadt mit ca. 34.800 Einwohnern, die in der Nähe des Münchner Flughafens liegt, und in 40 Minuten von München mit der S-Bahn zu erreichen ist. Die Mietpreise sind hier günstiger als in München selbst und darum schaue ich mir derzeit hier ein paar Wohnungen an. Ich bin zwar mehr ein "Stadtmensch", da Erding aber vieles bietet, was ich von München her gewöhnt bin, könnte ich mir gut vorstellen, hier hin zu ziehen. Es ist eine hübsche, kleine Stadt, die auch landschaftlich einiges zu bieten hat.
Gestern habe ich mir eine schöne Wohnung angeschaut, die mir recht gut gefallen würde. Am Freitag schaue ich nochmal eine an, die etwas näher am Bahnhof liegen würde. Es gäbe noch eine weitere Wohnung, total rollstuhlgerecht, in einem Haus direkt am Bahnhof, in dem schon zwei weitere Rollstuhlfahrer wohnen. Das wäre natürlich super. Die Maklerin sagte mir heute den Mietvertrag vormündlich schon so gut wie zu. Ich könnte sie am Samstag anschauen, der Vermieter wäre dann auch da und im Prinzip könnte ich den Mietvertrag dann schon unterschreiben, meinte sie. Fünf Minuten später rief sie nochmal an, meinte, daß sie vorher vergessen hätte wegen meiner Katzen zu fragen. Sie hätte nur die Tochter des Vermieters sprechen können und die hätte ihr gesagt, daß ihre Eltern keinesfalls Haustiere dulden würden. Tja, da kommt man sich wie beim "Würstchenschnappen" vor. Man hat es schon vor der Nase und schwupps, ist es wieder weg. Sie versucht den Vermieter selbst nochmal zu erreichen und sagt mir dann morgen Bescheid.
Noch ist nichts verloren, aber was soll ich sagen: ist es nicht der Rollstuhl, dann sind es die Katzen.

Sonntag, 4. November 2007

Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen

Hat mich noch lange beschäftigt, diese sehr persönliche, unfaire Wohnungsabsage von vor 8 Tagen. Inzwischen habe ich bei immobilienscout, immonet und in der Wohnungsbeilage der Süddeutschen wieder "zig" Wohnungen im Internet angeschaut und bei Dutzenden Vermietern oder Maklern angerufen. Bei einigen wenigen waren die Katzen das Problem, bei wieder anderen Wohnungen sind zu viele Stufen bis zum Haus hin, ein paar Wohnungen lagen in der Pampa oder an Autobahnen und wieder andere sagten mir schon am Telefon ganz klar, daß ich nicht zu dieser Personengruppe gehöre, die der Vermieter sucht. Jede Nacht träume ich von irgendwelchen Wohnungen, träume von Wohnungen, in die ich einziehe und von welchen, die nicht für mich passen.
Letzten Mittwoch habe ich die einzige 2-Zimmer-Wohnung angeschaut, die im Rahmen des München-Modells noch verfügbar ist, für die ich einen Wohnberechtigungsschein bekommen würde. Die Wohnung liegt in Riem, auf dem Gebiet des ehemaligen Flughafens. Dort ist mittlerweile das neue Messegelände beheimatet, es entstehen neue, vor allem auch kinderfreundliche Wohngebiete, die mit der verlängerten neuen U-Bahn gut zu erreichen sind. Die Häuser dort schauen so kasernenmäßig aus, alles irgendwie gleich kalt und lieblos. Sie haben maximal drei vier Stockwerke und farblose, häßliche Innenhöfe. Vor dem Besichtigungstermin war ich ungefähr 30 Minuten zu früh dran und hatte auf diese Weise die Möglichkeit, einen Einblick in das Mietklientel zu bekommen. Bei den Kindern/Jugendlichen dort im Hof dachte ich, sie wären aus Duisburg-Marxloh eingeflogen worden. Einerseits könnte ich in so einer Umgebung hervorragend privat Förderunterricht geben, weil das Hauptklientel ja in meiner Nachbarschaft wohnen würde, andererseits ist es mir mit jeder Minute, die ich dort gesessen habe, unwohler geworden. Ich hatte keine Angst, aber es war ein sehr eindeutiges Gefühl, daß ich dort nicht wohnen möchte. Nachdem ich die Wohnung gesehen hatte, hat sich das Gefühl noch verstärkt. Die Wohnung wäre ein Erstbezug, hat aber niemals die 61 m², die angegeben sind (selbst wenn man noch die Hälfte der kleinen Terrasse abzieht). Die ist höchstens 50 m² groß und sehr eng (schon ohne Möbel). Das ist zu klein, auch für meine Katzen. Es gibt keinen Aufzug im Haus, ich kann mir also alleine auch nichts aus dem Keller holen.
Ich bin furchtbar hin- und hergerissen. Einerseits würde ich gern in München bleiben, weil der schon oft erwähnte Nahverkehr sehr behindertenfreundlich ist. Anderseits habe ich keine Lust mehr auf diese dauernden Hürden, die ich laufend überwinden muß. Nächsten Donnerstag habe ich ein Vorstellungsgespräch für einen 15 Stunden (pro Woche) Job als Förderlehrerin bei der katholischen Jugendfürsorge und auch den Hartz IV-Antrag kann ich endlich stellen. Insoweit läuft diese Seite jetzt wenigstens an. Mit der passenden Wohnung könnte ich dann endlich einen Neustart wagen. Diese nervenaufreibende Suche macht mich total fertig, ich bin auch körperlich am Ende. Lange mache ich das nicht mehr mit. Wenn die Wohnung in Essen nur nicht im dritten Stock (ohne Aufzug) wäre... . Dann wäre vieles dort trotzdem noch schwer, aber ich wäre wenigstens wieder "zu Hause". Müßte keinen großen Umzug machen, müßte nur mit den Sachen hier aus München zurückziehen. Kein Einpacken, kein wieder Auspacken, nur etwas Ausmisten in der Wohnung in Essen. Ganz tief in mir drin tendiere ich immer mehr zu dieser Lösung.
Mal abwarten, was die neue Woche so alles bringt.... ?!?

Samstag, 27. Oktober 2007

Leben wie im freien Fall

Mein Leben ist derzeit geprägt von sich täglich rasant ändernden Gegebenheiten, die jedoch alle auf derart wackeligen Füßen stehen, daß sie genauso schnell wieder weggeweht werden können wie sie sich ergeben.
Der nette Sachbearbeiter vom Arbeitsamt hat mir mittlerweile einen Antrag für Hartz IV zugeschickt. Das heißt für mich zumindestens, daß ich den Antrag wenigstens mal stellen darf, daß die Zuständigkeit damit erstmal geklärt ist. Das heißt noch lange nicht, daß der Antrag auch genehmigt wird, aber ich kann ihn wenigstens ausfüllen und abgeben. Das allein war ja bisher noch nicht mal möglich.

Für diese schöne Wohnung am Stiftsbogen habe ich gestern vom Makler eine Absage bekommen. Mein Vater hat mir noch eine Bestätigung geschrieben, ich habe meine Kontoauszüge mitgeliefert, Arbeitszeugnisse und auch den Bescheid über die Pflegestufe. Der Grund für die Absage hätte mich sehr interessiert, der war aber aus dem Makler nicht herauszubekommen. Er meinte nur, daß "das Management" es nicht gut fände, wenn ich dort einziehen würde. Was immer das auch heißt, mich hat diese Aussage schwer getroffen. Wo bin ich gesellschaftlich mittlerweile angekommen, wenn nicht meine Katzen, sondern ich ganz persönlich abgelehnt werde. Ich hatte noch nie Schulden, bin ein ruhiger, ordentlicher Mieter, mache keine lauten Parties, bin Nichtraucher, habe Aussicht auf einen Job, der wieder ein guter Einstieg sein kann. Will man in diesem Haus keine Rollstuhlfahrer?! Ich weiß es nicht, fast glaube ich das, sonst hätte der Makler mir doch einfach den Ablehnungsgrund sagen können. Doch sowas könnte man natürlich nicht so einfach sagen. Was mir einfach weh tut ist, daß ich doch seit Mai kein anderer Mensch geworden bin. Klar verändert man sich immer irgendwie bei so schwerwiegenden Einschnitten im Leben. Jedes Mal aufs Neue stehe ich fassungslos da und verstehe nicht, warum so viele Menschen mir gerade jetzt diese Situation nicht erleichtern können, sondern sie im Gegenteil noch verfahrener machen?!
Bei einer der Wohnungen in Riem, die einzige Zwei-Zimmer Wohnung, die im München-Modell (für das ich einen WBS habe) noch verfügbar ist, habe ich auch zuerst eine Absage erhalten. Diese seltsame Frau, die mir von der Wohnungsbaugenossenschaft diese Aussage gegeben hat, hat sehr komisch rumgedruckst, wußte angeblich nicht, ob noch eine Wohnung frei ist, und das aber auch erst nachdem ich sagte, daß ich im Rollstuhl sitze. Wenn die Wohnung wirklich nicht mehr zu haben gewesen wäre, wie sie sagte, dann hätte sie spätestens ab diesem Zeitpunkt aus dem Internet genommen werden müssen. Ich habe dann eine Bekannte nochmal dort anrufen lassen, damit die auch nach der Wohnung fragt. Und ich hatte recht: die Wohnung ist zu haben, nur für mich war sie es nicht. Das ist definitv gesetzwidrig. Die Bekannte hat jetzt für mich einen Termin vereinbart und ich fahre nächste Woche zur Besichtigung. Und was habe ich daraus gelernt: nie im Vorhinein sagen, daß man im Rollstuhl sitzt!
Irgendwie habe ich das Gefühl, im freien Fall immer weiter in einen dunklen, bodenlosen Abgrund der Hoffnungslosigkeit zu stürzen. Jedes Mal, wenn ich denke, daß das alles nicht noch verfahrener oder schlimmer werden kann, dann werde ich sofort eines Besseren belehrt und "falle weiter"!
Bei ein paar Wohnungen, die passend erscheinen und auch in meiner Preisklasse liegen, werde ich es noch versuchen, dann "hake ich München ab" und gehe - egal wie das auch immer werden mag - zurück nach Essen. Ich will nicht mehr auf Dinge hoffen, die sich eh wieder als neue Enttäuschung entpuppen. In Essen, in meiner Wohnung, bin ich wenigstens zu Hause, bin erwünscht und nicht irgendwer, der in die letzte Ecke der Gesellschaft gedrängt wird. Irgendeine Lösung wird es für die drei Stockwerke (ohne Aufzug) geben, die ist auf jeden Fall leichter zu finden als hier eine Wohnung. Das Ruhrgebiet ist zwar im Nahverkehr nicht sonderlich behindertenfreundlich, aber eines weiß ich ganz sicher: das Leben ansich ist dort leichter, die Menschen lassen einen so leben wie man ist.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Was wäre ich ohne meine Freunde?

Was wäre ich wohl ohne meine Freunde? Ich glaub, verdammt "arm dran".
Meine Freunde hier in München, allen voran meine beste Freundin, machen es mir derzeit überhaupt erst möglich, daß ich "normal" weiterleben kann. Sie helfen mir, daß mein Leben weitergehen kann. Sie helfen mir beim Einkaufen, hier in der Wohnung, unternehmen - wie sonst auch - etwas mit mir, behandeln mich nicht wie "ein rohes Ei", hören mir zu, wenn ich zum x-ten Mal die gleichen Probleme mit ihnen wälze, machen mir Mut und stellen vor allem nie dumme, nervige Fragen. Auch meine Freunde im Ruhrgebiet helfen mir sehr. Sie sind zwar weiter weg, halten aber trotzdem sehr engen Kontakt zu mir. Von Zeit zu Zeit besuchen sie mich sogar netterweise, wagen sich in "bayrisches Hoheitsgebiet" vor. Es sind immer schöne, lustige und entspannende Telefonate. Sie fehlen mir schon sehr, aber gerade jetzt ist es so unheimlich wichtig, daß ich weiß, daß ich nicht allein bin, daß ich Menschen habe, auf die ich mich verlassen kann und die auch an mich glauben. Das gibt einem ein warmes, gutes Gefühl.
Marie von Ebner-Eschenbach hat mal folgendes über Freunde gesagt: "Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten!"
An dieser Stelle einen ganz lieben, offiziellen Dank allen meinen Freunden!!!
(Ich möchte hier keine Namen schreiben, denn evt. vergesse ich jemand und das wäre dann natürlich nicht gut)

soziales Tiefdruckgebiet

Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ich mich in einem "sozialen Tiefdruckgebiet" befinde. Kaum gibt es einen winzigen Lichtblick am trostlosen Horizont, so wird dieser sofort von einem neuen Tief weggefegt.

Erst hieß es, daß ich einen Wohnungsberechtigungsschein für das München-Modell bekomme, dumm nur daß im Rahmen des München-Modells überhaupt keine 2-Zimmer-Wohnungen mehr verfügbar sind. Ich habe bei allen beteiligten Wohnungsbaugenossenschaften und Vermietern angerufen - nichts frei. Einige Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen, aber keine mit zwei Zimmern. Und nur für die bekomme ich den WBS und er ist auch nur auf das München-Modell begrenzt.
War total enttäuscht, vor allem auch deshalb noch mehr, weil ich irgendwie dachte, daß dieser furchtbare Kreislauf jetzt endlich durchbrochen wird. Zuweilen, wenn einem eine Situation einfach über den Kopf wächst, sie zu schwer zu ertragen ist, dann wird das teilweise so unwirklich, man denkt, daß es eine Art Traum ist. Nicht wirklich, aber ich war total erschöpft, nur noch müde, hatte einfach nur noch das Bedürfnis im Bett zu liegen und an gar nichts mehr zu denken.
Dann habe ich mich doch wieder aufgerafft und mich dazu entschieden, daß ich jetzt Wohnungen auf dem "freien Wohnungsmarkt" suche. Also ganz normale Wohnungen, die ohne WBS zu haben sind. Das größte Problem daran ist, daß ich keinen dauernden Verdienst nachweisen kann, ich kann nicht mal den bereits gestellten Antrag beim Arbeitsamt nachweisen, weil der ja nur telefonisch erfolgt ist. Ich muß es jetzt darauf ankommen lassen, daß mir viele Makler und auch Vermieter evt. aus dem Grund eine Absage erteilen, muß es stetig weiterversuchen bis ich doch vielleicht jemand finde, der bereit ist, sich auf dieses Risiko einzulassen und damit mir die Chance ermöglicht, daß ich z. B. den Wohngeldantrag überhaupt erst stellen kann. Nur mit einem Mietvertrag auf meinem Namen kann ich diesen Antrag stellen.
Am Freitag habe ich mir eine sehr schöne Wohnung in München-Hadern, an der U-Bahn-Station "Haderner-Kreuz" angeschaut. Da würde alles passen. Ich komme gut rein, sie ist für mich und meine Katzen angemessen groß, guter Stadtteil, mit allen Einkaufsmöglichkeiten, die Kirchengemeinde vor der Tür und die Krankengymnastik im Nachbarstadtteil. Der Makler hat mir nicht sofort abgesagt, er will wenigstens versuchen, was er machen kann. Es ist immer sehr angenehm, wenn Menschen zu einem freundlich sind, auch bemüht und einen in so einer Situation nicht noch runtermachen.
Morgen schaue ich mir mit meiner besten Freundin eine zweite Wohnung an, die etwas günstiger und auch größer wäre.
Es ist schwierig auszuhalten, aber im Moment wird jeder Tag wohl wieder etwas Neues, eine veränderte Situation bringen. "Augen zu und durch", das ist schon was dran.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Ich bekomme eine Wohnung

Heute bin ich mit einer Ergotherapeutin von Mutabor zum Wohnungsamt gegangen - ohne Termin. Vor einer mündlichen Prüfung hätte ich nicht aufgeregter sein können. Zum einen hatte ich erhebliche Zweifel, ob die uns ohne Termin überhaupt drannehmen würden, zum anderen bin ich die letzten Wochen permanent nur enttäuscht worden, drum habe ich mir nicht viel von dem Besuch erhofft.
Und es kam alles ganz anders. Eine sehr nette Dame, die mir vorkam als wäre sie "Mädchen für alles" hat es möglich gemacht, daß sich eine Sachbearbeiterin mein Anliegen anhört. Irgendwie verhalte ich mich in so Ämtern wie ein dauernd "geschlagener Hund", der immer auf der Furcht vor weiteren Prügeln ist. Doch die war total kooperativ, hat sich das geduldig angehört und meinte dann, daß die einzige Möglichkeit, diese "5-Jahres-Aufenthaltsfrist-in-München" zu umgehen wäre, daß ich eine Wohnung des "München-Modells" ziehe. In Riem wären zum Beispiel etliche frei. Da habe ich nicht lange nachgedacht, denn der neu entstehende Stadtteil Riem ist total o.k. und ich kann mir gut vorstellen, dort zu wohnen. Kann im Prinzip gleich anfangen, bei den Wohnungsgenossenschaften nach einer rollstuhlgerechten 2-Zimmer-Wohnung für mich zu fragen.
War mir alles zu viel, hab vor Freude geheult, auch deswegen, weil ich das gar nicht glauben konnte, daß sich diese Sache nun derart problemlos lösen würde. Jetzt ist der "Teufelskreis" durchbrochen und die anderen Anträge können nun leichter gestellt werden.
Bin total glücklich - ich bekomme eine Wohnung, kann endlich umziehen und fühle mich dann nicht dauern wie "auf der Flucht".

Montag, 15. Oktober 2007

Zwischen Hoffen und Verzweifeln

Ich habe so den Eindruck, daß sich meine Zukunftsplanung, auch die Wohnungssuche und die Bemühungen irgendwie meine Grundversorgungsansprüche geltend zu machen, daß das von Woche zu Woche verfahrener und komplizierter wird.
Heute hatte ich einen Termin bei der Beratungsstelle der Pfennigparade. Nette, engagierte Frau, die sich lange Zeit genommen hat, leider auch keinen gangbaren Weg aus der ganzen Misere wußte. Es war nicht so, daß ich mit der Einstellung hingegangen bin, daß diese Frau meine Probleme lösen könnte, ich hatte aber doch gehofft, daß sie diesen Teufelskreislauf an einer Stelle würde knacken können. Egal wo. Sie meinte, daß ich mich selbst in meinen "Ja-aber-Kreislauf"immer weiter reindrehen würde, daß ich, wenn ich weiter so denke, daß ich dann nie rausfinde. Ich finde, es geht da nicht um Konstrukte, die ich mir selbst zusammenbaue, es sind reale Tatsachen, die sich leider zu diesem Teufelskreislauf entwickelt haben.
Von mir kommt dieser Ratsbeschluß nicht, daß ich hier fünf Jahre gemeldet sein muß, um einen Wohnberechtigungsschein beantragen zu können. Ich würde sofort entweder beim Sozialamt oder bei der ARGE einen Antrag auf Grundsicherung stellen, wenn die sich nur mal darüber einigen könnten, wer für mich zuständig ist. Eine "freie" (ohne WBS) rollstuhlgerechte Wohnung kann ich halt nur mit dem Nachweis irgendeines Einkommens beantragen. (So ist es zumindestens üblich!) Angeblich haben wir in Deutschland ein "soziales Netz" - es kann doch dann echt nicht angehen, daß ich da durchfalle!?! Auf all diese Dinge habe ich leider nur sehr begrenzt Einfluß und es ärgert mich schon, wenn mir dann noch gesagt wird, daß ich halt dann andere Wege gehen muß.
Welche? Zwei Wege hat die Dame mir noch vorgeschlagen.
1. Vorschlag) Ich könnte/ sollte doch bei einer Stiftung Geld für Grundversorgung, Miete, etc. beantragen bis ich mein Studium beendet habe.
Leider muß ich da gleich wieder "Ja-aber" sagen, weil ich zum einen weiß, daß Stiftungen die Leute nur bis zu einer gewissen Semesteranzahl nehmen und sich garantiert nicht darum reißen, jemand zu unterstützen, der zum einen schon um einige Semester über der normalen Studienzeit ist, und zum anderen kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch gar nicht sagen, wann ich meine letzte mündliche Prüfung (vom Gesamtzustand her) machen kann und wann ich dann mit der Diplomarbeit anfangen und fertig sein könnte. Da das Tippen noch nicht wirklich gut geht, muß ich da alternative Lösungen finden.
Zudem wäre damit mein Wohnungsproblem immer noch nicht gelöst.
Die Dame meinte, daß ich da falsch ansetze. Ich muß erst meine Grundversorgung sicherstellen, dann die Wohnungsfrage angehen.
Das sehe ich nicht so. Für jeden Monat, den ich noch keine passende Wohnung gefunden habe, wird in Essen Miete (von geliehenem Geld) umsonst bezahlt. Ich wäre beispielsweise auch mittlerweile wieder in der Lage Förderunterricht, Computerkurse, Deutsch- und Alphabetisierungskurse zu geben (mit Festgehalt oder auf Honorarbasis). Arbeit kann ich aber nur finden, wenn ich weiß, wo ich wohnen werde.
2. Vorschlag) Ich solle mich doch ganz meiner Rehabilitation widmen. Das Tippen und handschriftliche Schreiben üben, damit ich dann mein Studium schnell zu Ende machen kann. Dann wäre das Sozialamt zuständig.
Schon wieder ein "Ja-Aber". Was mache ich jeden Tag? Teilweise diktiere ich emails und Briefe mit dem Spracherkennungsprogramm, ich tippe aber z. B. meine Blogs - auch aus Übungsgründen - meist selbst. Schreiben üben wir ja eh in der Ergotherapie, aber ich denke, daß ich eh schon viele Möglichkeiten ausschöpfe, um diesen Prozeß zu beschleunigen.
Auch dieser Rehavorschlag löst mein Wohnungsproblem nicht, denn das Sozialamt weiß, daß ich derzeit eigentlich noch sowas wie "ambulante Reha" mache und fühlt sich trotzdem nicht zuständig.
Die Dame vom Beratungsdienst hatte mir zudem noch vorgeschlagen, ich solle doch quasi meine 70 m²-Wohnung in Essen einstweilen irgendwo einlagern. Lagere ich die Wohnung ein, zahle ich dann quasi zwei Mal einen Umzug. Einmal der Transport von der Wohnung zu dem "Einlagerungsfirma" und dann nochmal von dort zu der Wohnung in die ich dann evt. mal ziehen werde. Das wäre etliches an Mehrkosten, an Mehrarbeit und ich würde auf diese Weise "meinen letzten Halt" in Essen aufgeben. In dieser Situation wäre das Wahnsinn. Diese Wohnung war lange mein Zuhause, irgendwie ist sie das auch noch. In absolut letzter Konsequenz würde ich dorthin zurückgehen, damit ich überhaupt eine Bleibe hätte, egal wie ungeeignet diese auch immer sein mag. Die drei Etagen wären eine totale Qual, bzw. ist derzeit auch noch schwer umsetzbar.
Meine ganze Situation ist sehr verfahren, schwierig und Lösungen finden sich da nicht eben mal einfach so. Das war mir auch vor dem Besuch bei der Beratung klar. Es wäre aus diesem Grund für mich gar kein Problem gewesen, wenn die Dame einfach gesagt hätte, daß sie mir derzeit auch nicht weiterhelfen kann. Was mich allerdings schon sehr getroffen hat war, daß sie das so hingestellt hat als könnte ich den Teufelkreislauf einfach umgehen, wenn ich nur bereit wäre, auch auf Alternativlösungen auszuweichen. Ich denke, egal wie verfahren die Situation auch immer ist, auch ich habe ein Recht darauf, daß ich nicht diese "Schein-überbrückungs-Lösungen" wählen muß (die letztlich auch in Sackgassen laufen würden), sondern daß ich wie jeder andere auch ein Anrecht auf eine "vernünftige Lösung" habe.
(Die Dame heute hat durchaus angeboten, eine email an den Herrn von der ARGE zu schreiben, damit der sich mal meldet. Doch diese Geschichten kann ich alle alleine bewältigen. Es geht um das, was ich nicht alleine kann.)
Ich lebe die ganze Zeit zwischen "Hoffen und Verzweifeln", weil ich immer hoffe, daß irgendwer so viel Einfluß hat, um diesen fatalen Kreislauf irgendwo durchbrechen zu können und gleichzeitig verzweifelt an der Gesamtsituation fast zerbreche, weil jede Hoffnung bisher enttäuscht wurde.
Ein Lichtblick war heute der Anruf bei der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG. Dieser Herr hat mir zugehört, sich die Situation schildern lassen, und sagte dann nicht gleich, daß er mir da auch nicht weiterhelfen könnte, er hat stattdessen gesagt, daß er mal schauen wird, was er für mich - in Sachen Wohnung - tun könnte. Ob dabei wirklich was rauskommt, das werde ich morgen hören, aber die Tatsache, daß einer einfach mal was tut - ganz praktisch - ist wie "heller Regen". Das ist ja der Name meines Blogs und ich erlebe zuweilen schon diese seltenen Momente, in denen ich zwar immer noch "im Regen" stehe, in denen der Regen aber heller erscheint.

Sonntag, 14. Oktober 2007

"Oasen"


Eigentlich darf ich wegen der Epilepsie nicht alleine zum Schwimmen gehen und wegen der Ataxie wäre eine Begleitperson durchaus auch nicht schlecht gewesen, ich hatte jedoch heute Nachmittag unwahrscheinlich große Lust ins Westbad zu gehen und bin dann einfach los.

Lief alles komplikationslos. Schön ist am Westbad, daß es total viele Sprudeldüsen im Außenbecken gibt (mit Sole) und sie haben dort auch zwei schön größe Whirlpools.

Als ich mir heute im Außenbecken den festen Strahl einer Wasserdüse massierend über meinen verspannten Nacken, die schmerzende Schulter und den Rücken habe sprudeln lassen, da war mir als würde die Zeit einfach stehenbleiben. Ich blinzelte durch die Augen durch das auf mich herabperlende Wasser und wegen dem einfallenden Sonnenlicht war es wie als würden vor mir kleine Goldtröpfchen auf die spiegelnde Wasserfläche fallen. Alle Anspannung ist von meinen Muskeln abgefallen, ich fühlte mich unwahrscheinlich gut. Hab die Augen zugemacht und einfach geträumt. Alles war licht, hell und wie gern hätte ich in dem Moment auf die "Pause"- oder "Stopp"-Taste gedrückt, um diesen Zustand festhalten zu können.
Unter diesem "Miniwasserfall" stehend und die anderen beobachtend ist mir auch klar geworden wie angenehm das ist, daß im Wasser eigentlich jeder gleich ist. Niemand sieht mir sofort an, daß ich derzeit im Rollstuhl sitze, niemand schaut komisch, weil ich meine Bewegungen im Wasser nicht so unkoordiniert sind.
Schön, daß es solche "Oasen" inmitten meines zur Zeit sehr schwierigen, nervenaufreibenden Alltag gibt. Vor allem sind meine Muskeln immer noch angenehm entspannt. Ich glaube, ich verlege meinen Wohnsitz ins Westbad... . ;-))



Samstag, 13. Oktober 2007

Meine Meinung über Eva Herman bei J. B. Kerner

Erstmal möchte ich gleich an dieser Stelle erwähnen, daß die ZDF-mediathek eine tolle Einrichtung ist, die es einem ermöglicht, viele interessante Sendungen dann anzuschauen, wann man Zeit und auch Lust dazu hat. Klasse!!
Eva Herman und ihr neues Buch "das Eva Prinzip" wirft zur Zeit viele Wellen auf. Ich habe das Buch nicht gelesen, werde evt. aber mal reinlesen, wenn ich es in der Bücherei leihen kann. Kaufen würde ich es nicht. Aber darum geht es jetzt nicht.
Ich denke, es ist schwierig, nur auf einer Ebene über diese ganze Sache zu sprechen und zu urteilen. Am Anfang der Sendung war ich furchtbar genervt, weil Eva Herman in keinster Weise auf die vielen möglichen Brückenstellungen eingegangen ist, die ihr J. B. Kerner immer wieder im Laufe des Gesprächs angeboten hat.
Irgendwann, im Laufe des Gesprächs, hat sie mir dann mal leid getan. Unabhängig von der ganzen Problematik konnte ich es doch etwas nachvollziehen, daß sie permanent diese Verteidigungshaltung eingenommen hat - sie kam mir vor wie ein Tier, das von allen gejagt wird, sie hatte faktisch niemanden, der für sie hätte sprechen können. Ich weiß wie das ist, wenn jeder auf einen einhackt, wenn man alleine ist mit seinen Argumenten, und wenn (wie sie auch sagte) das "Urteil über sie quasi schon im Vorhinein feststeht".
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, daß Eva Herman m. E. nicht begreift oder verstehen will, daß sie wirklich Begrifflichkeiten trennen muß. Sie darf selbstverständlich ihre ganz eigene Meinung haben und die wollte ihr auch keiner nehmen. Kompliziert und nicht mehr tragbar wird es nur dann, wenn sie diese Meinung mit Äußerungen verknüpft, die von der Definition eindeutig nationalsozialistisches Gedankengut sind und als solches absolut verwerflich.
In Deutschland zu leben bedeutet für mich auch, Verantwortung dafür zu tragen, daß sich diese Ideen und Ideale nie wieder festsetzen können. Es bedeutet weiter auch die Verantwortung, "eine Stimme" für kommende Generationen zu sein, ihnen die Tragweite dieser Zeit so vor Augen zu führen, daß sie sich dieser doch wieder stark aufkeimenden Kräfte erwehren können. Niemand von meiner Generation (ich bin Jahrgang 1971) und auch niemand der kommenden Generationen sollte Schuld für irgendwas zugeschoben bekommen, das damals im Dritten Reich passiert ist. Wir sind nicht schuldig, aber wir machen uns schuldig, wenn wir nicht versuchen, jede aufkeimende Saat (in diese Richtung hin) im Keim zu ersticken.
Ich bin geneigt, Eva Herman zu glauben, daß sie eigentlich nicht "rechts" eingestellt ist. Sie unterstützt aber dennoch diese Bewegung mit ihren Aussagen, die sie nicht klar abgrenzt und von denen sie sich auch im Nachhinein nicht distanziert. Sie ist eine Person, die in der Öffentlichkeit gewirkt hat und noch wirkt, und als solche müßte sie sich um so mehr darüber im Klaren sein, was sie mit derartigem Verhalten anrichten kann.
Sie spricht viel über Werte, die wir seit dem Dritten Reich verloren hätten. Es geht dabei um Werte, die die Familie ansich betreffen. Seit es Menschen gibt, sind Werte und damit auch Regeln und Normen einem Wandel unterworfen. Nicht umsonst gibt es den Begriff des "Wertewandels". Darüber könnte man viele Bücher schreiben. Fakt ist, daß sich der Mensch immer weiterentwickelt hat. Jede Weiterentwicklung hat die Gesellschaft ansich verändert und den Menschen auch eigentlich "gezwungen", sein Wertsystem dieser Entwicklung anzupassen. Vergleicht man in diesem Zusammenhang Europa z. B. mit Asien, mit den U.S.A. oder mit den eher muslimisch geprägten Ländern, so wird einem klar, daß auch Kultur und Religion einen sehr maßgeblichen Einfluß auf die Werte (in den unterschiedlichsten Bereichen) in diesen Länder haben.
Jede Zeit hatte schon immer ihre guten und schlechten Seiten, doch wer kann ein umfassendes Urteil darüber abgeben, welche Wertvorstellungen wann besser oder schlechter waren? Eigentlich doch nur jeder für sich, jeder in seiner eigenen Situation.
Meiner Mama (sie war Jahrgang 1932) hat z. B. Weihnachten früher besser gefallen, es war alles gemütlicher, heimeliger. Mit manchen technischen Neuerungen kam sie nicht mehr klar, hat sie aber auch nicht abgelehnt. Was mich betrifft, so eröffnet mir mein PC und das Internet immer wieder aufs Neue eine grandiose Welt, die ich nicht missen möchte.
Ich kann z. B. aufgrund meiner Krankheiten und Behinderungen keine Kinder bekommen. Bin ich deshalb ein schlechterer Mensch, verdiene ich aus dem Grund weniger Anerkennung als all die Mütter, die mehrere Kinder bekommen und diese als Hausfrau großziehen? Im dritten Reich wäre ich wahrscheinlich vergast worden als unwertes Leben. Heute darf ich trotz allem leben, darf ein Mitglied dieser Gesellschaft sein, darf mich einbringen und meinen Teil dazu beitragen. (Schön wäre es allerdings, wenn ich endlich auch die Hilfen bekommen würde, die mir zustehen, aber das ist ein anderes Thema!)
„Nie in der Menschheitsgeschichte haben Männer die Hausarbeiten freiwillig verrichtet oder Kinder aufgezogen, aufgrund ihrer Veranlagungen sind sie auch nicht dafür vorgesehen.“(Eva Herman in „Das Eva-Prinzip“)
Wir Frauen sollten nicht mehr konkurrieren, wir sollten uns auf unsere natürlichen Fähigkeiten besinnen.“(Eva Herman in „Das Eva-Prinzip“.)
Das sind nur zwei Zitate aus dem Buch von Eva Herman, die ich im Internet gefunden habe. Ohne den Kontext zu kennen, in dem sie stehen, sollte man mit Äußerungen vorsichtig sein, dennoch möchte ich sagen, daß die Denkweise von Eva Herman doch sehr trivial ist und sich auch auf einer Ebene bewegt, die den Ansprüchen, die sie eigentlich anstreben will, definitiv nicht gerecht werden.
Für mich bleibt folgendes Fazit: Sie hätte in der Sendung viele Chancen gehabt, sich von ihrer -evt. nicht subjektiv gewollten, aber objektiv doch - vorhandenen Tendenz nach "rechts" zu distanzieren. Wer es nicht schafft, einen Sachverhalt abzugrenzen bestätigt damit die schon vorhandene Meinung. Solches Gedankengut kann - gerade hier in Deutschland - dazu beitragen, daß die "braunen Schwelbrände" sich immer weiter ausbreiten.

Info für Sabine - "Pendel-Scooter"






Liebe Sabine, das ist der "Pendel-Scooter" von Hoening. Von dem sprachen wir ja heute - so sieht er aus. Was meinst Du? Der wäre doch echt die ideale Lösung für mich - oder?!
Gute Nacht!






Freitag, 12. Oktober 2007

Running Sushi



















Mmmh, dieses Sushi ist schon was ganz Feines! Hätte ich vorher nie gedacht, aber kaum ißt man es nur einmal, stellt sich ein dezenter Suchtfaktor ein, der einen dann von Zeit zu Zeit immer wieder hintreibt, zum "Running Sushi". "Running Sushi" sind kleine Sushihäppchen, die auf kleinen farbigen Tellerchen auf einem Laufband (oft auch doppelstöckiges Laufband) an einem vorbei fahren und man kann sich dann nehmen, was man möchte. Doch nicht nur Sushi wird einem da "fast wie im Schlaraffenland" dargeboten, auch Tellerchen mit warmen japanischem /chinesischem Essen. Zudem noch so leckere Nachspeisen wie kandierte Früchte.

Wenn ich mal einen sehr streßigen Tag hinter mich gebracht, was Wichtiges gut erledigt habe oder einfach auch nur eine Aufmunterung brauche, dann gönn ich mir dieses running sushi.

Eigentlich müßte ich dort mittlerweile schon so eine Rabattkarte wie beim Bäcker bekommen. 10 mal dort gegessen, einmal umsonst.
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Donnerstag, 11. Oktober 2007

Leer-stelle


"Franziska Hufnagel hängt vor die abgedunkelten Fenster in St. Markus (München) Bilder gemalter Köpfe. Die Bilder verweisen auf den Augenblick, der sich einstellt, bevor sich etwas aufgrund von Gewesenem ereignet. Dieser Augenblick ist ein Zwischenraum, eine "Leer-stelle", in der Vergangenes, Verdrängtes, Getanes, Nichtgetanes auf Kommendes stößt. Ein Moment, in dem alles möglich zu sein scheint - ob Gut oder Böse." (aus der Ankündigung der Ausstellung im Rahmen der Nacht der Museen in München 2007)

Mich hat das sehr angesprochen, weil ich diese "Leer-stelle" gut nachempfinden kann. Trotz der Sackgassen, trotz der schwierigen Allgemeinsituation glaube ich tief in mir, daß auch in meinem Leben nochmal ein Neubeginn möglich is - ein Neubinn halt in "meinen derzeitigen Grenzen". Solange ich noch nicht "starten" kann, solange muß ich diese "Leer-stelle" ertragen.
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Dienstag, 9. Oktober 2007

...welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

Von Rainer Maria Rilke gibt es folgendes Gedicht:

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten,
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh Dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

"Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält."
Das ist sehr tröstlich zu wissen, daß bei allen Schwierigkeiten, in Sorgen, Nöten und wenn wir denken, daß wir allein mit all unseren Problemen sind, daß es dann immer noch Ihn, für mich Gott, gibt, von dem ich glaube, daß er mein Leben wirklich in seinen Händen hält.
Glauben heißt nicht, alles verstehen, auf alles eine Antwort haben und finden müssen - Glauben ist ein Ausdruck des Herzens.
Es ist mir auch egal, ob viele Menschen versuchen, Glaube und Gott mit sinnigen Argumenten und etlichen "total sicheren" wissenschaftlichen Erkenntnissen wegzureden. Gott will nicht bewiesen werden, aber er läßt sich erfahren. Und wenn ich oft ganz am Ende bin, dann spüre ich seine Nähe am meisten. Vielleicht ist das in dieser Situation wirklich Gnade.

Samstag, 6. Oktober 2007

Geheimnisse im Kopf

Wenn ich kurz vor dem Einschlafen im Bett liege, dann mache ich mir so meine Gedanken. An meine Mama denke ich in diesen Momenten viel, auch daran wo ich gerade stehe und wo ich hin will. Oft frage ich mich auch, warum bei mir dauernd was nicht klappt, warum ich von einer "Tragödie" zur nächsten schlittere? Andere sind schon längst mit ihrem Studium fertig, arbeiten und führen ein "normales" Leben. Und ich? Tja, ich, ich hätte mehr als genug im Kopf für einen guten Abschluß. Trotz aller Widrigkeiten bin ich so weit gekommen und stehe derzeit irgendwie vor der größten Herausforderung meines Lebens: wieder überhaupt zu sowas wie einem geregelten Alltag zurück zu finden. Ich möchte dieses Studium so gern beenden, doch erstmal muß meine Wohnungsangelegenheit geregelt werden, auch der ganze Ämterkram. Mit was ich mein Leben finanzieren will, dafür hätte ich genug Ideen, daran soll es nicht scheitern, aber bis ich sie umsetzen kann, bis dahin bräuchte ich halt von irgendwoher Hilfe.
Verzweiflung ist ein schlechter Ratgeber, leider fehlen derzeit die Alternativen.
Ich hoffe, daß mir Gott bald ein Fenster aufmacht, wenn schon alle Türen zuschlagen.
In einem Buch habe ich folgende Geschichte gelesen, die mir - gerade in dieser Situation - recht gut gefällt.
Die Menschen und die Geheimnisse
Als der liebe Gott die Welt schuf, machte er am Schluß die Menschen.
Doch als die Menschen fertig erschaffen waren, kletterten sie auf ihre Beine, schüttelten ihre Haare und waren nicht zufrieden. Sie maulten und riefen:"Wir wollen jeder noch etwas Besonderes. Damit wir uns voneinander unterscheiden."
Sie stellten sich vor den Schöpfer, stampften mit den Füßen und sagten: "Wir wollen mehr." "Jeder soll etwas Besonderes haben."
Der Schöpfer überlegte ein Weilchen, dann rief er sie und sagte zu dem Ersten: "Dir gebe ich lange Beine, so lang wie die Baumstämme, die man sieht, wenn man in einer Waldlichtung auf dem Rücken liegt und an ihnen hinauf in den Himmel schaut." Der Erste ging und war zufrieden. Der Nächste kam und Gott sagte zu ihm: "Dir gebe ich blonde Haare, zart wie Seide und hell wie die Wollfäden einer vornehmen Strickjacke. " Der Mensch ging und war zufrieden. Nun kam einer, der sah den Schöpfer mit klaren Augen an, und Gott sagte zu ihm: "Dir schenke ich ein fröhliches Lachen." Der Mensch lachte und war zufrieden.
Da kam noch einer. Der Schöpfer schaute ihn an und sagte zu ihm:"Dir schenke ich eine starke Faust." Der Mensch boxte vor sich hin, ging und war zufrieden.
Der Nächste kam, sah Gott herausfordernd an, machte den Mund auf, und der Schöpfer sagte zu ihm:"Dir gebe ich ein großes Maul."
Die Menschen waren zufrieden. Sie hatten eine starke Faust, ein großes Maul, ein fröhliches Lachen, blonde Haare und baumlange Beine. Plötzlich meldete sich noch einer, der war übrig geblieben, er hatte am Rand gestanden. Der fragte den Schöpfer:"Und was bekomme ich?"
Der Schöpfer erschrak. Ihm fiel nichts mehr ein. Nichts, was äußerlich leicht zu erkennen war. Der Schöpfer hatte nur noch die Geheimnisse, die er dem Letzten in seinen Kopf einpflanzen konnte. Aber Geheimnisse kann man nicht sehen wie die blonden Haare oder die langen Beine, nicht fühlen wie die Faust, nicht hören wie das Lachen oder die lauten Sprüche des Großmauls.
Der Schöpfer schaute den Letzten nachdenklich an, dann nickte er und sagte:"Für dich habe ich noch etwas ganz Besonderes. Ich kann dir Geheimnisse geben. Viele, viele Geheimnisse. Aber Geheimnisse in deinem Kopf können die anderen nicht sehen. Nur die, die dich sehr lieb haben, können sie vielleicht in deinen Augen lesen. Die Geheimnisse bleiben oft lange im Kopf eines Menschen versteckt. Sie entwickeln sich langsam, werden zu Worten, Bildern, Geschichten... . Und seine Worte sind manchmal schöner, seine Gedanken tiefer als die der anderen. Seine Fragen sind oft wundersamer und sein Gesicht ist oft rätselhafter und fremder als die Gesichter, die andere mit sich herumtragen. Menschen mit Geheimnissen im Kopf sind anders und fremd für die anderen. Möchtest due die Geheimnisse?"
Der Mensch nickte und war sehr zufrieden, denn er hatte als Einziger Geheimnisse im Kopf.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Sozialsackgasse

Heute habe ich den (auch sehr freundlichen) Menschen vom Arbeitsamt (ALG II) angerufen. Die Dame vom Sozialamt hatte mir ja gestern gesagt, daß er erstmal als erste Instanz, bzw. vor dem Sozialamt für mich zuständig wäre. Er sollte dann klären, inwieweit ich (noch) arbeitsfähig oder zur Zeit eben nicht arbeitsfähig bin.
Am Nachmittag habe ich ihn endlich erreicht. Wenn ich noch Student wäre, könne er eigentlich gar nichts für mich tun. Versuchte zu erklären, daß ich derzeit beurlaubt habe, also ein Freisemester habe. Eingeschrieben muß ich aber bleiben, weil mein Studiengang (Diplom-Pädagogik) zum Jahr 2008 ausläuft und wenn ich mich exmatrikulieren würde, dann könnte ich das Studium gar nicht mehr beenden. Ich habe keine Ahnung, ob der Herr das so umfassend hat, er will sich auf jeden Fall mal schlau machen und sich dann nochmal bei mir melden.
Irgendwie habe ich den Eindruck, in einer "Sozialsackgasse" gelandet zu sein.
Die Sozialarbeiterin der Ambulanz von Mutabor ist ja schon theoretisch sehr hilfsbereit, sie sagt zumindestens immer, daß sie mir gerne noch weiterhelfen würden. Dummerweise sind die "Hilfsansätze" nicht wirklich hilfreich und was sie bis jetzt für mich in dieser Sache getan haben war zum einen nicht viel und zum anderen hätte ich es auch selbst machen können. (Ein Anruf im Sozialbürgerhaus...) Ich bräuchte definitiv jetzt jemand, der sich für mich bei irgendeiner dieser Stellen mal einsetzt. Nicht einen Betreuer wie mir immer vorgeschlagen wird, denn den brauche ich trotz vieler gutgemeinter Erklärungen, daß Betreuung heute ganz anders darstellt als früher, definitiv nicht. (Das ist gut gemeint, weil ich halt am Ende dessen bin, was ich an Belastung ertragen kann) Habe im Internet nachgeschaut und so "ungefährlich" wie man es mir immer verkaufen will, ist das überhaupt nicht. Ich könnte das auch nur für den Bereich "Beantragungen bei Ämtern" festlegen, das stimmt leider nicht. Die Bereiche sind immer weiter gesteckt und schränken schon die Entscheidungsfreiheit meiner Person in dem Maße ein wie ich es auf gar keinen Fall haben möchte.
Deswegen habe ich mich heute mal per mail an den Behindertenbeauftragten der Stadt München gewendet. Vielleicht tut sich ja dadurch mal irgendein Weg aus dieser Sackgasse auf - schlimmer werden kann es durch diese mail auf jeden Fall nicht.

Mittwoch, 3. Oktober 2007

"Da beißt sich der Hund doch in den Schwanz!"

Meine weitere Lebensplanung, bzw. Suche nach einer barrierefreien Wohnung entwickelt sich zum Disaster.
Vom neu entstehenden Beginenhof habe ich quasi eine Absage bekommen. Die Ansprechpartnerin dort hatte bei unseren Kontakten nichts, aber auch gar nichts davon erwähnt, daß sie mir eine Wohnung nicht zusagen könnte, bzw. daß die Wohnungen so begehrt sind, daß ich damit rechnen müßte, daß ich evt. keine bekomme. Das wäre hilfreich gewesen, denn so habe ich mich irgendwie darauf eingestellt, daß das eine relativ sichere Geschichte ist. Habe trotzdem relativ zügig zugesagt, weil ich mir diese tolle Wohnmöglichkeit auf gar keinen Fall entgehen lassen wollte. Mir wurde gesagt, daß alle Wohnungen auf WBS weg sind und daß ich "nur" noch in die betreute "Wohngemeinschaft" ziehen könne. Es wäre gar keine Wohngemeinschaft ansich, jeder hätte sein eigene kleine Wohnung. Ich möchte aber meine eigene Wohnung, mit eigener Küche haben und ich möchte vor allem nichts mit permanenter "Betreuung". Ich denke, sowas muß jeder für sich entscheiden. Mir ist schon klar, daß ich ohne Unterstützung, auch was den Haushalt ansich betrifft (Einkaufen, Staubsaugen, etc. ), nicht klar kommen werde, aber ich kann dann alleine entscheiden, wieviel Hilfe ich möchte und auch wann. Mir liegt viel daran, so selbstständig und eigenständig wie möglich zu bleiben.
Die Beantragung einer barrierefreien Wohnung in München kann ich wegen dieser "5-Jahre-gemeldet-sein-müssen-Klausel" ebenfalls vergessen. Habe mich nochmal einschlägig erkundigt und höre überall nur das Gleiche, nämlich, daß es da keine Ausnahmen gibt.
In anderen Städten gibt es so eine "5-Jahres-Frist" nicht. Habe mal im Internet nachgeschaut wie es z. B. in Berlin mit barrierefreien Wohnungen aussieht. Unwahrscheinlich gut. Es gibt total viele (vor allem recht schöne!), auch in passablen Stadtteilen und mit guter Verkehrsanbindung und Einkaufsmöglichkeiten. Zudem hat Berlin, was die Barrierefreiheit in öffentlichen Verkehrsmitteln angeht, total nachgerüstet und es ist deshalb in sehr vielen Bahnhöfen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen möglich, relativ problemlos möglich, mit dem Rolli rum zu fahren.
Dachte, ich informiere mich mal, was ich machen müßte, um für Berlin einen Wohnberechtigungsschein zu bekommen. Was ich vorausschicken muß ist, daß jede Stelle, mit der ich in Berlin telefoniert habe, total nett und hilfsbereit war - auch über ihr Gebiet hinaus. Nun kommt aber leider das dicke Ende. Um in Berlin einen Wohnberechtigungsschein beantragen zu können, muß ich in Berlin gemeldet sein. (Das war mir ja schon halbwegs klar) Wenn ich mir z. B. über immobilienscout eine barrierefreie Wohnung suchen würde, dann könnte ich diese nur anmieten, wenn ich eine Verdienstbescheinigung, bzw. eine Bescheinigung über dauerhaften Bezug von Leistungen nachweisen kann. Nehmen wir mal an, die Sozialhilfe würde mir in München genehmigt werden, dann müßte ich sie jedoch in Berlin wieder vollkommen neu beantragen. Das kann ich aber nur, wenn ich einen festen Wohnsitz in Berlin habe. Den kann ich - wie schon erwähnt - nur bekommen, wenn ich diese Leistungen nachweisen kann. "Da beißt sich der Hund doch in den Schwanz." WAHNSINN!
Hier in München habe ich gestern schon im Sozialbürgerhaus angerufen, wollte bei einer Dame, die mir Mutabor gesagt hat, daß sie für mich zuständig wäre, einen Termin ausmachen, damit ich dann Sozialhilfe beantragen kann. Die Dame ist zwar schon irgendwie zuständig, aber nur insofern, daß sie mir all die Stellen sagt, an die ich mich jetzt mit meinem Anliegen weiter wenden soll. Also habe ich bei einer Dame angerufen, die zwar ebenfalls recht nett, aber nur für die Menschen zuständig ist, die über 65 sind. Sie hat mich an einen Herrn von der ALG II-Stelle verwiesen, der das erstmal bearbeiten soll. Den rufe ich morgen an. Beim Arbeitsamt müßte geprüft werden, in wiefern ich noch arbeitsfähig bin und die müssen dann weiter entscheiden, wer letztlich für mich zuständig ist.
Mir fehlen irgendwie die richtigen Worte, um zu beschreiben wie ich mich derzeit fühle. Total überfordert fühle ich mich, leer und hilflos, weil ich überhaupt nicht mehr weiter weiß. Verstehen kann ich jetzt auf jeden Fall ansatzweise, warum Menschen in die "Falle Obdachlosigkeit" tappen. Das kann verdammt schnell gehen. Denen wird es wohl so ähnlich gegangen sein wie mir. Wahrscheinlich sind sie auch durch "etliche Lücken in diesem System" gefallen.
Ich habe ja noch die Wohnung in Essen, im dritten Stock ohne Aufzug. Auch wenn das für mich total schwer werden wird, vor allem wegen den drei Stockwerken, so denke ich immer mehr in die Richtung, daß ich dorthin zurückgehe. Den einen Rollstuhl könnte ich im EG stehen lassen und einen zweiten Rollstuhl kann ich ja für die Wohnung besorgen. Die Wohnung selbst ist ausgesprochen geräumig und ich werde dort gut mit dem Rolli fahren können. Werde dann in Essen Wohngeld beantragen und mal schauen wie ich in dieser Situation Geld verdienen könnte. Dieses in der Luft rumhängen, das ist furchtbar, ich will diesen Zustand so schnell wie möglich beenden.

Montag, 17. September 2007

Warum klappt bei mir eigentlich gar nichts reibungslos?!

In München gibt es die "Pfennigparade", das ist eine Stiftung (mit sehr vielen Arbeitsbereichen) zur Förderung körperbehinderter Menschen auf ganz viele Art und Weisen. Eine tolle "Einrichtung". Unter anderem gibt es dort Wohnprojekte und auch 150 barrierefreie Sozialwohnungen. Ich hatte gedacht, daß ich mich dort vielleicht für eine dieser Wohnungen bewerben könnte. Es gibt für diese Wohnungen einen Sozialarbeiter, dem ich in einer email meine Situation geschildert habe. Der Herr hatte einige Wochen Urlaub, hat mir aber heute auf die mail geantwortet. Recht ausführlich und nett, aber dennoch dachte ich während des Lesens, daß es doch schon Wahnsinn ist, daß bei mir eigentlich so gar nichts mal reibungslos, ohne viel Komplikationen, klappt.


Fünf Jahre müßte ich - nach irgendso einem Ratsbeschluß der Stadt München - in München gemeldet sein, damit ich überhaupt einen Wohnberechtigungsschein für eine Sozialwohnung erhalten könnte. Irgendwie fatal: da unterbreche ich im Oktober 2006 eine Epilepsiemedikamentenumstellung und mein Studium, "nur" um die letzten Monate bei meiner schwer krebskranken Mama zu sein. Ich verlege meinen Wohnsitz zeitweilig nach München, um sie für die verbleibenden Monate nochmal nach Hause holen zu können. Dann stirbt sie, früher als zu diesem Zeitpunkt erwartet und ich wollte nur noch in Ruhe ihre Wohnung "aufräumen" und dann wieder zurück nach Essen gehen. Ungefähr ein Monat später geraten meine epileptischen Anfälle völlig aus dem Ruder, im Krankenhaus vergiftet man mich lebensgefährlich. Die Folge der Vergiftung ist diese Ataxie. Mein Leben, das ich bis dahin in Essen geführt habe, kann ich damit erstmal abhaken. Als Rollstuhlfahrer muß ich mein Leben in in vielen Bereichen vollkommen neu gestalten.

Wußte ich das alles vorher, war das planbar? - Nein, sicher nicht! Bürokratische Hürden wie dieser seltsame Ratsbeschluß gehen doch immer vollkommen an der Realität der Menschen vorbei. Soll ich jetzt noch viereinhalb Jahre in der Wohnung meiner Mutter bleiben, in der ich mich zum Bad hin kriechend auf allen Vieren bewegen muß?! Ins Klo komme ich ebenfalls nicht mit dem Rollstuhl und in die Küche nur bis zur Tür. Das Haus hat einen Aufzug, aber ca. 8 Stufen vom Aufzug runter bis zur Haustür. Das ist genau die ideale Wohnung für mich. Ebenso passend wie meine Mietwohnung in Essen, die im dritten Stock liegt. (Altbau ohne Aufzug)

Der Herr von der Pfennigparade schrieb mir, daß sie einige wenige "freigestellte" Wohnungen hätten, die aber nur sehr selten vergeben werden.

(Hört sich für mich nicht sonderlich "hoffnungsvoll" an...)

Daß ich sofort eine Wohnung bekommen würde, das hatte ich eh nicht gedacht, daß ich einen Antrag für den Wohnberechtigungsschein stellen muß, das war mir auch klar, aber solche Hürden überfrachten mich in meiner derzeitigen Situation doch ziemlich. Die Gesamtsituation ansich ist schwer: so einen Einschnitt ins Leben zu verkraften ist nicht leicht, meine Mama fehlt mir schon arg und es ist nicht unbedingt klasse, in therapeutischen Tagesstätten rumzuhängen, oder mit Ergotherapie vieles Selbstverständliche zu Hause neu einüben zu müssen. Es wäre einfach mal schön, wenn ich einen "normalen" Antrag stellen könnte und der dann auch bewilligt würde. Ich will ja nichts Unmögliches, wirklich nicht. Es ist für mich o.k., daß ich hier - außer meinen Freunden - niemand habe, der mir ein paar Dinge zu Hause abnimmt oder auch solchen Antragskram erledigt, aber wenn ich schon versuche alles alleine hinzubekommen, dann muß man es mir doch nicht noch schwerer machen als es eh schon ist.


Es wird ja immer gesagt, daß alles - wenigstens im Nachhinein - Sinn macht, durch was man im Leben so durch muß. Da ist sicherlich was Wahres dran, aber ich hab jetzt wirklich die Schnauze voll von derartigen Erfahrungshorizonten.


Vielleicht kann mir der Beratungsdienst von der Pfennigparade noch etwas helfen, Struktur in das Ganze zu bekommen, bzw. helfen, ein bißchen was zu entwirren. Wenn nicht, dann ziehe ich in das Beginenwohnprojekt nach Essen. Das würde ich eh sehr gern, wenn der Nahverkehr in Essen wenigstens nur halb so behindertenfreundlich wäre wie hier in München. Ich kann einfach nicht mehr, ich möchte einfach nur wissen, wo ich dann wohnen kann, will das planen können (der Umzug mit quasi zwei Wohnungen wird eh streßig genug) und möchte dann wieder sowas wie normalen Alltag (was halt machbar ist) aufbauen können. Einfach zur Ruhe kommen können, das wünsch ich mir!

Freitag, 14. September 2007

Ataxie "auf Tour"



Zweimal die Woche bin ich in der therapeutischen Tagesstätte "Mutabor". Dort findet eine Langzeitbehandlung für Menschen mit erworbenen Hirnschäden statt. Auch meine Ataxie wird dort weiter therapiert.


Am Freitag ist immer früher Schluß, ich war anschließend mit einer guten Bekannten Kaffeetrinken und bin danach noch in die Stadt gefahren. Heute haben die Geschäfte in München alle bis 24 Uhr auf.


Dieser Rollstuhl nervt mich unheimlich. Alles ist so beschwerlich geworden. Bisher normale, alltägliche Wege werden zu einem logistischen Großaufwand. Wo fahre ich als erstes hin, damit ich nicht auf der Hälfte der Strecke schon kraftlos "zusammensacke"? Ist da auch ein Aufzug wo ich aussteigen möchte oder muß ich mich im Rolli in fast halsbrecherischer Absicht auf die Rolltreppe einlassen? Ich war auf jeden Fall noch bei Saturn - in der DVD-Abteilung. Exakt die DVDs, die ich anschauen wollte, waren natürlich fast alle in den obersten Reihen. Beim ersten Greifversuch kam mir das halbe Regal entgegen, beim zweiten habe ich vor lauter überschießender Kraft gleich mehrere DVDs mitgerissen, die mir dann allesamt auf den Kopf geknallt sind. Je hektischer ich die Teile vom Fallen aufhalten wollte, desto ausfahrender wurden meine Bewegungen und desto mehr habe ich dadurch noch mitgerissen. Wollte die Teile schnell wieder vom Boden aufheben, kippte dabei seitlich mit dem Oberkörper aus dem Rolli raus. Ich nenne das die "Schildkrötenstellung", weil ich dann in dieser Stellung hänge und nicht mehr ins Sitzen zurückkomme. Da hing ich also, in einem DVD-Schlachtfeld und sah aus einem schrägen Augenwinkel einen hilfreichen Saturn-Mitarbeiter auf mich zukommen. Ob er mir irgendwie helfen könne? Tja, was sollte ich da schon sagen. Am liebsten "Scotti, beam me up!". Mittlerweile hatte ich die Aufmerksamkeit der halben DVD-Abteilung auf mich gezogen, aber macht ja nichts. Keine Ahnung, was peinlicher war: Stottertherapie mitten in der Kölner Fußgängerzone oder das hier.


Auf der Heimfahrt in der Straßenbahn saß im Kinderwägelchen neben mir wieder ein sehr gesprächiges Kleinkind. Schon seltsam, früher haben mir die lieben Kleinen lang nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie jetzt. Es genügt also bereits, wenn man in Augenhöhe mit ihnen sitzt, damit sie einen als "der ihren" akzeptieren. Diese Zielgruppe erobere ich scheinbar mühelos.


Fürs Fazit dieses Tages lasse ich "Bilder sprechen".