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Sonntag, 9. September 2007

Beginen

Als ich letztlich bei immobilienscout nach barrierefreien Wohnungen in Essen und München gesucht habe, da bin ich auf eine Anzeige mit dem Titel "Beginen bieten" gestoßen. Das alte Finanzamt Essen Süd wird bis Ende 2007 zu einem Beginenhof umgebaut. Dieses Wohnungsangebot hat mich sehr neugierig gemacht. Hier wurde nicht nur eine Wohnung angeboten, sondern auch die Möglichkeit, Teil eine Wohnprojekts für Frauen zu werden. Ich habe immer schon gerne alleine, als Single gelebt, mir hat da nie etwas gefehlt. Mehr und mehr habe ich nur festgestellt, daß der Kontakt mit vielen Leuten meines Alters immer schwieriger wird, weil die meisten geheiratet und auch Kinder bekommen haben. Auch wenn das sicherlich nicht beabsichtigt ist, doch irgendwann wird man unter diesen Leuten ein Stück zum Außenseiter.
Der Gedanke, in einer Gemeinschaft - und doch in einer eigenen Wohnung - leben und sich einbringen können, das ist etwas, in dem ich mich wiederfinden kann.
Erstmal habe ich genau im Web nachgeforscht, was "Beginen" überhaupt sind. Ich will schließlich keinem "obskurem Verein" oder gar einer Sekte beitreten. Für mich sehr interessant, daß es diese Lebensweise schon im Mittelalter gab. Damals haben die Frauen in einer Art Konvent zusammengelebt, es hatte einen "klösterlichen" Charakter in der Hinsicht, daß die Frauen damals wirtschaftlich eigenständig lebten und sich auch als spirituelle Gemeinschaft verstanden. Die Beginenbewegung heute strebt auch eine spirituelle Gemeinschaft an, sieht sich jedoch mehr in ihrem Interesse an gesellschaftlichen, religiösen und politischen Fragen verbunden.
Als ich mit der Leiterin vom entstehenden Beginenhof in Essen Kontakt aufgenommen habe, haben sich dabei auch sofort Gemeinsamkeiten herausgestellt. Auch sie studierte an der Uni Essen Sozialarbeit, stadtteilbezogene Sozialarbeit ist ihr bekannt, genau wie mir auch ein Anliegen und schön, wenn man das Gefühl hat, daß da sofort etwas ist, das einen verbindet, obwohl man sich noch gar nicht kennt.
Nach dem Tod meiner Mama fühle ich mich überhaupt so alleine. Die Ataxie mit der ich mich seit gut drei Monaten auseinandersetzen muß, die mein Leben total verändert, diese Behinderung ist es auch, die mich sehr viel über mein Leben nachdenken läßt. Wie geht es überhaupt weiter? Wo kann ich mich damit im Leben noch sinnvoll einbringen? Für mich könnte dieses Beginen Wohnprojekt in Essen ein guter neuer Anfang sein. Dabei kam mir auch die im letzten Blog schon mal erwähnte Idee, daß ich in der Wohnung in einem eigenen Zimmer ein Lernprojekt für Schüler, Migranten, aber auch Senioren und Hausfrauen ins Leben rufen könnte, damit ich mein Leben finanzieren kann. Ich könnte das machen, was ich kann, was mir auch Spaß macht, könnte dann irgendwann mein Studium beenden und müßte nicht nutzlos zu Hause rumsitzen.
Hier in München gibt es die "Pfennigparade". Diese Stiftung hat unter anderem auch 150 barrierefreie Sozialwohnungen. Der dafür zuständige Herr kommt morgen wieder aus dem Urlaub zurück. Ich möchte mich auf jeden Fall informieren wie dort die Wohnoptionen wären. Wäre das nicht das richtige oder nicht gleichwertig mit Essen, dann bestätigt es insofern auch die Entscheidung für den Beginenhof. In München kann ich halt - auch alleine - wirklich gut mit den öffentlichen Verkehrmitteln fahren, in Essen (im Ruhrgebiet) weniger gut. Notfalls muß man dann manche Punkte gewichten, um irgendwann eine Entscheidung fällen zu können.
Hier sind auf jeden Fall noch weitere Infos zur Beginenbewegung und zu den Beginenhöfen, die es schon in Deutschlang gibt. Wie auch immer ich mich entscheide, was die Beginen machen finde ich klasse.

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