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Donnerstag, 13. September 2007

Trauer

Am 03. April diesen Jahres ist meine Mama an Krebs gestorben. Anfangs war ich wie betäubt, ich konnte das gar nicht richtig wahrhaben. Ich hatte zwar gesagt bekommen, daß ihre Lebenserwartung nicht mehr allzu lange wäre, doch daß sie dann letztlich so schnell stirbt, das war nicht abzusehen.

Es vergeht seither kein Tag an dem es mir "nicht fast das Herz zerreißt", daß sie nicht mehr da ist. Gerade jetzt, wo sich mein Leben durch diese Ataxie gerade vollständig umkrempelt, vermisse ich sie besonders arg. Sie war halt der Mensch, dem ich immer alles erzählen konnte, sie hat mich verstanden - in allem, was ich getan und gesagt habe.


In einem der Janosch-Bücher gibt es die Szene in der der Bär den Tiger ein Stück trägt und danach trägt der Tiger den Bärn ein Stückchen. Das hat uns beiden so gut gefallen, daß meine Mama fortan "der Bär" und ich "ihr Tiger" war. Genauso war es auch in unserem Leben. Wir haben uns "im Tragen von Lebenslasten" meist abgewechselt, wobei sie schon immer noch ein bißchen mehr getragen hat als ich. Jetzt ist mein Bär weg.

Wenn ich an ihrem Grab am Nordfriedhof bin, dann kommt mir das wahnsinnig unwirklich vor, daß sie dort unten liegen soll. Für mich ist sie einfach nicht dort. Sie ist noch in ihrer Wohnung, in der ich auch gerade lebe. Sie ist irgendwie bei mir. Ich glaube, daß es ihr gut geht bei Gott. Andere glauben nicht an sowas, ich tu das. Jeder Mensch hat da eigene Vorstellungen. Für mich gibt es ganz sicher ein Leben nach dem Tod, irgend einen "Raum", in den unsere Seele dann wandert. Für mich wird das spannend, weil ich dann endlich von Gott Antworten auf die vielen Fragen bekomme, die einfach offen sind. Ich glaub, das wird viel sogar noch viel besser als all die Dinge zusammen, die ich am liebsten im Leben habe: meine Katzen, mit Freunden zusammen sein, den Computer, ein Ammer-Hendl auf dem Oktoberfest, Rolling-Sushi, Spaghetti in allen Variationen, möglichst viel von der Welt sehen, Lachen bis die Tränen kommen, Fußball spielen, Singen, Kuchen, ... .
Und wenn ich irgendwanm mal sterbe, dann sehe ich meine Mama wieder, dann holt sie mich ab.


Im Moment finde ich hier ganz viele Bilder von meiner Mama. Bilder, auf denen sie noch ein Kind ist, Bilder auf denen sie so alt wie ich ist und auf denen sie auch auf etlichen Reisen und Bergtouren zu sehen ist. Irgendwie schon ein bißchen gruselig wie ein Mensch sich im Laufe von ein paar Jahrzehnten verändert (vom Aussehen her). Damit meine ich nicht die Gewichtszunahme, einfach die grundsätzliche Veränderung des Aussehens. Das Wesen ist davon - beruhigender Weise - nur wenig betroffen. Glücklicherweise wird man langsam alt und wacht nicht plötzlich irgendwann als alter Mensch auf. Auf diesen Bildern sehe ich ihr teilweise schon total gleich. Das freut mich schon sehr.

Mit jedem aussortiertem Kleidungsstück wird Abschied genommen; im Gefrierschank sind noch Dinge, die sie gekocht hat - ich schaffe es mittlerweile nicht mehr, das zu essen. Es ist ein furchtbares Gefühl, wenn ich ich sehe wie sich irgendwo in der Stadt Mütter und ihre Töchter, die ungefähr mein Alter haben, zur Begrüßung oder zum Abschied umarmen.
Früher hat es mich total genervt, daß sie mich immer noch gefragt hat, ob ich die Mütze oder meine lange Unterwäsche angezogen habe, jetzt würde ganz viel drum geben, wenn sie mich das diesen Winter fragen könnte.
Für heute soll das genug sein. Schließen möchte ich mit einem Gedicht, das ich im Internet gefunden habe, das vieles klar und einfach ausdrückt, vor allem auch das, wofür ich im Moment keine Worte gefunden habe.
Die Seele trat Ihre Reise an,
als wir uns noch an den Händen hielten;
Frieden, Stille - kein Geräusch,eingehüllt im Nebel;
Der Abschiedsschmerz unbeschreiblich,
keine Vorbereitung darauf gerecht;
Zart, zerbrechlich wie Porzellan,endlich befreit von Schmerz und Pein;
Dein herzhaftes Lachen verstummt;unser unsichtbarer Bund verloren?
Noch die Herzen gefüllt mit Liebe und Trauer
Und lässt uns doch hier nun allein;
Du musstest gehen,doch nicht weg von uns,sondern nur voraus;
Unsere Liebe nimmst du mit,Deine tragen wir in unseren Herzen.












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