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Montag, 17. September 2007

Warum klappt bei mir eigentlich gar nichts reibungslos?!

In München gibt es die "Pfennigparade", das ist eine Stiftung (mit sehr vielen Arbeitsbereichen) zur Förderung körperbehinderter Menschen auf ganz viele Art und Weisen. Eine tolle "Einrichtung". Unter anderem gibt es dort Wohnprojekte und auch 150 barrierefreie Sozialwohnungen. Ich hatte gedacht, daß ich mich dort vielleicht für eine dieser Wohnungen bewerben könnte. Es gibt für diese Wohnungen einen Sozialarbeiter, dem ich in einer email meine Situation geschildert habe. Der Herr hatte einige Wochen Urlaub, hat mir aber heute auf die mail geantwortet. Recht ausführlich und nett, aber dennoch dachte ich während des Lesens, daß es doch schon Wahnsinn ist, daß bei mir eigentlich so gar nichts mal reibungslos, ohne viel Komplikationen, klappt.


Fünf Jahre müßte ich - nach irgendso einem Ratsbeschluß der Stadt München - in München gemeldet sein, damit ich überhaupt einen Wohnberechtigungsschein für eine Sozialwohnung erhalten könnte. Irgendwie fatal: da unterbreche ich im Oktober 2006 eine Epilepsiemedikamentenumstellung und mein Studium, "nur" um die letzten Monate bei meiner schwer krebskranken Mama zu sein. Ich verlege meinen Wohnsitz zeitweilig nach München, um sie für die verbleibenden Monate nochmal nach Hause holen zu können. Dann stirbt sie, früher als zu diesem Zeitpunkt erwartet und ich wollte nur noch in Ruhe ihre Wohnung "aufräumen" und dann wieder zurück nach Essen gehen. Ungefähr ein Monat später geraten meine epileptischen Anfälle völlig aus dem Ruder, im Krankenhaus vergiftet man mich lebensgefährlich. Die Folge der Vergiftung ist diese Ataxie. Mein Leben, das ich bis dahin in Essen geführt habe, kann ich damit erstmal abhaken. Als Rollstuhlfahrer muß ich mein Leben in in vielen Bereichen vollkommen neu gestalten.

Wußte ich das alles vorher, war das planbar? - Nein, sicher nicht! Bürokratische Hürden wie dieser seltsame Ratsbeschluß gehen doch immer vollkommen an der Realität der Menschen vorbei. Soll ich jetzt noch viereinhalb Jahre in der Wohnung meiner Mutter bleiben, in der ich mich zum Bad hin kriechend auf allen Vieren bewegen muß?! Ins Klo komme ich ebenfalls nicht mit dem Rollstuhl und in die Küche nur bis zur Tür. Das Haus hat einen Aufzug, aber ca. 8 Stufen vom Aufzug runter bis zur Haustür. Das ist genau die ideale Wohnung für mich. Ebenso passend wie meine Mietwohnung in Essen, die im dritten Stock liegt. (Altbau ohne Aufzug)

Der Herr von der Pfennigparade schrieb mir, daß sie einige wenige "freigestellte" Wohnungen hätten, die aber nur sehr selten vergeben werden.

(Hört sich für mich nicht sonderlich "hoffnungsvoll" an...)

Daß ich sofort eine Wohnung bekommen würde, das hatte ich eh nicht gedacht, daß ich einen Antrag für den Wohnberechtigungsschein stellen muß, das war mir auch klar, aber solche Hürden überfrachten mich in meiner derzeitigen Situation doch ziemlich. Die Gesamtsituation ansich ist schwer: so einen Einschnitt ins Leben zu verkraften ist nicht leicht, meine Mama fehlt mir schon arg und es ist nicht unbedingt klasse, in therapeutischen Tagesstätten rumzuhängen, oder mit Ergotherapie vieles Selbstverständliche zu Hause neu einüben zu müssen. Es wäre einfach mal schön, wenn ich einen "normalen" Antrag stellen könnte und der dann auch bewilligt würde. Ich will ja nichts Unmögliches, wirklich nicht. Es ist für mich o.k., daß ich hier - außer meinen Freunden - niemand habe, der mir ein paar Dinge zu Hause abnimmt oder auch solchen Antragskram erledigt, aber wenn ich schon versuche alles alleine hinzubekommen, dann muß man es mir doch nicht noch schwerer machen als es eh schon ist.


Es wird ja immer gesagt, daß alles - wenigstens im Nachhinein - Sinn macht, durch was man im Leben so durch muß. Da ist sicherlich was Wahres dran, aber ich hab jetzt wirklich die Schnauze voll von derartigen Erfahrungshorizonten.


Vielleicht kann mir der Beratungsdienst von der Pfennigparade noch etwas helfen, Struktur in das Ganze zu bekommen, bzw. helfen, ein bißchen was zu entwirren. Wenn nicht, dann ziehe ich in das Beginenwohnprojekt nach Essen. Das würde ich eh sehr gern, wenn der Nahverkehr in Essen wenigstens nur halb so behindertenfreundlich wäre wie hier in München. Ich kann einfach nicht mehr, ich möchte einfach nur wissen, wo ich dann wohnen kann, will das planen können (der Umzug mit quasi zwei Wohnungen wird eh streßig genug) und möchte dann wieder sowas wie normalen Alltag (was halt machbar ist) aufbauen können. Einfach zur Ruhe kommen können, das wünsch ich mir!

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