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Samstag, 15. Dezember 2007

Mein Kommentar zum "Club der toten Dichter"

Diese Zeit braucht Menschen mit Ideen, Visionen und Charakterstärke. Sie braucht Menschen, die bereit sind auch aus Konventionen und Zwängen auszubrechen, die wagen, neue Wege zu gehen.
Menschen, die Geschichte geschrieben haben, wurden in ihrer Zeit zuweilen ausgelacht, geächtet und als Spinner oder Träumer eingestuft. Im Rückblick zeigt sich, dass es genau diese Menschen waren, die entscheidende Entwicklungen vorangetrieben, Gesellschaftsstrukturen aufgebrochen und Veränderungen bewirkt haben, von denen wir auch heute noch profitieren.
Mir wurde gestern erzählt, dass im Rahmen der Referendariatsausbildung der Film „der Club der toten Dichter“ daraufhin analysiert werden sollte, welche Fehler und Stärken die Person des Lehrers (John Keating) aufweist. Relativ am Anfang des Films weist der Lehrer seine Schüler an, das von der Schule vorgeschriebene Standardwerk der Literatur/Poesie zu zerreißen und sich auf neue Weg einzulassen, sich dem Unterrichtsstoff zu nähern. Der Dozent der Referendare übte Kritik an diesem Verhalten, weil die Schüler – zumindestens – das Buch hätten lesen sollen, um dann selbst zu entscheiden, ob sie es wirklich zerreißen wollen oder nicht.
Solche Feststellungen, gerade bei der Unterweisung angehender LehrerInnen, empfinde ich als kontraproduktiv, für mich zeugen sie von „geistiger Armut“.
„Der Club der toten Dichter“ ist für mich ein Paradebeispiel dafür, dass „alternative“ Lehrmethoden Schülern einen Weg eröffnen wie sie selbstbestimmt zu dem finden können was in ihnen steckt. Das Wissen unserer Zeit ist nicht nur etwas, das man in der Schule lernen und in sich aufnehmen muss, es eröffnet Möglichkeiten, darauf aufzubauen, sich anstecken zu lassen von einer Idee und sie weiter zu entwickeln. Voraussetzung dafür ist, dass einem der Stoff so vermittelt wurde, dass er etwas in einem auslöst. Dies kann Begeisterung sein, genauso wie Erstaunen oder Ablehnung. Aus Ablehnung kann auch etwas Sinnvolles entstehen: der Wunsch es besser, anders zu machen, etwas Eigenes dagegen zu setzen.
Viele unserer heutigen Unterrichtsmethoden lassen oftmals kein Ausbrechen, keinen Raum für eigene Ideen zu. Welcher Schüler würde es wagen, selbst wenn er das Buch vorher gelesen hat, ein Schulbuch (aus nicht Gefallen) zu zerreißen?! John Keating nimmt seinen Schülern diese Verantwortung (Schuleigentum zerstört zu haben) ab und schickt sie danach auf ein Abenteuer, sich selbst im Schulstoff verorten zu können. Eigene Lehren daraus ziehen zu dürfen und gibt ihnen die Chance wirklich ein „Individuum“, nicht nur ein „Mitläufer“ zu werden.

Unsere Jugendliche kranken daran, dass sie sich, um „in“ sein zu wollen, damit man dazugehört, Dingen und Menschen zu unterwerfen, die ihnen oftmals schaden. Ja, Unterordnung ist nötig, aber nicht um den Preis völliger Selbstaufgabe.
„Anders“ zu sein ist ein Geschenk, keine Schlappe oder Makel. Menschen, die „anders“ sind, können die Welt im Kleinen oder Großen verändern.
Für Schüler, für jeden Menschen, ist es wichtig, die Dinge auch von anderen Standpunkten betrachten zu lernen. Wer von dem überzeugt ist, was er tut, auch „in sich ruht“, der wird automatisch diszipliniert, den muss man nicht in die Disziplin zwingen. Wer versteht, wozu es hilfreich sein kann, sich bestimmte Sachverhalte anzueignen, der wird Leistung zeigen, weil er sie bringen will. Wer weiß, wohin er einmal will, wer sein Ziel für sich erkannt hat, der wird seinen Weg gehen.

Ich wünsche uns allen die Stärke, zu unseren Ideen und Idealen zu stehen. Ich wünsche uns, dass wir auch in harten, schweren Zeiten, das nicht aus den Augen verlieren, woran wir glauben. Ich wünsche denen, die den Sinn ihres Tuns in Frage stellen, dass sie den Mut haben, auch dann weiterzumachen, wenn die Situation verfahren scheint.

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