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Samstag, 6. Oktober 2007

Geheimnisse im Kopf

Wenn ich kurz vor dem Einschlafen im Bett liege, dann mache ich mir so meine Gedanken. An meine Mama denke ich in diesen Momenten viel, auch daran wo ich gerade stehe und wo ich hin will. Oft frage ich mich auch, warum bei mir dauernd was nicht klappt, warum ich von einer "Tragödie" zur nächsten schlittere? Andere sind schon längst mit ihrem Studium fertig, arbeiten und führen ein "normales" Leben. Und ich? Tja, ich, ich hätte mehr als genug im Kopf für einen guten Abschluß. Trotz aller Widrigkeiten bin ich so weit gekommen und stehe derzeit irgendwie vor der größten Herausforderung meines Lebens: wieder überhaupt zu sowas wie einem geregelten Alltag zurück zu finden. Ich möchte dieses Studium so gern beenden, doch erstmal muß meine Wohnungsangelegenheit geregelt werden, auch der ganze Ämterkram. Mit was ich mein Leben finanzieren will, dafür hätte ich genug Ideen, daran soll es nicht scheitern, aber bis ich sie umsetzen kann, bis dahin bräuchte ich halt von irgendwoher Hilfe.
Verzweiflung ist ein schlechter Ratgeber, leider fehlen derzeit die Alternativen.
Ich hoffe, daß mir Gott bald ein Fenster aufmacht, wenn schon alle Türen zuschlagen.
In einem Buch habe ich folgende Geschichte gelesen, die mir - gerade in dieser Situation - recht gut gefällt.
Die Menschen und die Geheimnisse
Als der liebe Gott die Welt schuf, machte er am Schluß die Menschen.
Doch als die Menschen fertig erschaffen waren, kletterten sie auf ihre Beine, schüttelten ihre Haare und waren nicht zufrieden. Sie maulten und riefen:"Wir wollen jeder noch etwas Besonderes. Damit wir uns voneinander unterscheiden."
Sie stellten sich vor den Schöpfer, stampften mit den Füßen und sagten: "Wir wollen mehr." "Jeder soll etwas Besonderes haben."
Der Schöpfer überlegte ein Weilchen, dann rief er sie und sagte zu dem Ersten: "Dir gebe ich lange Beine, so lang wie die Baumstämme, die man sieht, wenn man in einer Waldlichtung auf dem Rücken liegt und an ihnen hinauf in den Himmel schaut." Der Erste ging und war zufrieden. Der Nächste kam und Gott sagte zu ihm: "Dir gebe ich blonde Haare, zart wie Seide und hell wie die Wollfäden einer vornehmen Strickjacke. " Der Mensch ging und war zufrieden. Nun kam einer, der sah den Schöpfer mit klaren Augen an, und Gott sagte zu ihm: "Dir schenke ich ein fröhliches Lachen." Der Mensch lachte und war zufrieden.
Da kam noch einer. Der Schöpfer schaute ihn an und sagte zu ihm:"Dir schenke ich eine starke Faust." Der Mensch boxte vor sich hin, ging und war zufrieden.
Der Nächste kam, sah Gott herausfordernd an, machte den Mund auf, und der Schöpfer sagte zu ihm:"Dir gebe ich ein großes Maul."
Die Menschen waren zufrieden. Sie hatten eine starke Faust, ein großes Maul, ein fröhliches Lachen, blonde Haare und baumlange Beine. Plötzlich meldete sich noch einer, der war übrig geblieben, er hatte am Rand gestanden. Der fragte den Schöpfer:"Und was bekomme ich?"
Der Schöpfer erschrak. Ihm fiel nichts mehr ein. Nichts, was äußerlich leicht zu erkennen war. Der Schöpfer hatte nur noch die Geheimnisse, die er dem Letzten in seinen Kopf einpflanzen konnte. Aber Geheimnisse kann man nicht sehen wie die blonden Haare oder die langen Beine, nicht fühlen wie die Faust, nicht hören wie das Lachen oder die lauten Sprüche des Großmauls.
Der Schöpfer schaute den Letzten nachdenklich an, dann nickte er und sagte:"Für dich habe ich noch etwas ganz Besonderes. Ich kann dir Geheimnisse geben. Viele, viele Geheimnisse. Aber Geheimnisse in deinem Kopf können die anderen nicht sehen. Nur die, die dich sehr lieb haben, können sie vielleicht in deinen Augen lesen. Die Geheimnisse bleiben oft lange im Kopf eines Menschen versteckt. Sie entwickeln sich langsam, werden zu Worten, Bildern, Geschichten... . Und seine Worte sind manchmal schöner, seine Gedanken tiefer als die der anderen. Seine Fragen sind oft wundersamer und sein Gesicht ist oft rätselhafter und fremder als die Gesichter, die andere mit sich herumtragen. Menschen mit Geheimnissen im Kopf sind anders und fremd für die anderen. Möchtest due die Geheimnisse?"
Der Mensch nickte und war sehr zufrieden, denn er hatte als Einziger Geheimnisse im Kopf.

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