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Montag, 15. Oktober 2007

Zwischen Hoffen und Verzweifeln

Ich habe so den Eindruck, daß sich meine Zukunftsplanung, auch die Wohnungssuche und die Bemühungen irgendwie meine Grundversorgungsansprüche geltend zu machen, daß das von Woche zu Woche verfahrener und komplizierter wird.
Heute hatte ich einen Termin bei der Beratungsstelle der Pfennigparade. Nette, engagierte Frau, die sich lange Zeit genommen hat, leider auch keinen gangbaren Weg aus der ganzen Misere wußte. Es war nicht so, daß ich mit der Einstellung hingegangen bin, daß diese Frau meine Probleme lösen könnte, ich hatte aber doch gehofft, daß sie diesen Teufelskreislauf an einer Stelle würde knacken können. Egal wo. Sie meinte, daß ich mich selbst in meinen "Ja-aber-Kreislauf"immer weiter reindrehen würde, daß ich, wenn ich weiter so denke, daß ich dann nie rausfinde. Ich finde, es geht da nicht um Konstrukte, die ich mir selbst zusammenbaue, es sind reale Tatsachen, die sich leider zu diesem Teufelskreislauf entwickelt haben.
Von mir kommt dieser Ratsbeschluß nicht, daß ich hier fünf Jahre gemeldet sein muß, um einen Wohnberechtigungsschein beantragen zu können. Ich würde sofort entweder beim Sozialamt oder bei der ARGE einen Antrag auf Grundsicherung stellen, wenn die sich nur mal darüber einigen könnten, wer für mich zuständig ist. Eine "freie" (ohne WBS) rollstuhlgerechte Wohnung kann ich halt nur mit dem Nachweis irgendeines Einkommens beantragen. (So ist es zumindestens üblich!) Angeblich haben wir in Deutschland ein "soziales Netz" - es kann doch dann echt nicht angehen, daß ich da durchfalle!?! Auf all diese Dinge habe ich leider nur sehr begrenzt Einfluß und es ärgert mich schon, wenn mir dann noch gesagt wird, daß ich halt dann andere Wege gehen muß.
Welche? Zwei Wege hat die Dame mir noch vorgeschlagen.
1. Vorschlag) Ich könnte/ sollte doch bei einer Stiftung Geld für Grundversorgung, Miete, etc. beantragen bis ich mein Studium beendet habe.
Leider muß ich da gleich wieder "Ja-aber" sagen, weil ich zum einen weiß, daß Stiftungen die Leute nur bis zu einer gewissen Semesteranzahl nehmen und sich garantiert nicht darum reißen, jemand zu unterstützen, der zum einen schon um einige Semester über der normalen Studienzeit ist, und zum anderen kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch gar nicht sagen, wann ich meine letzte mündliche Prüfung (vom Gesamtzustand her) machen kann und wann ich dann mit der Diplomarbeit anfangen und fertig sein könnte. Da das Tippen noch nicht wirklich gut geht, muß ich da alternative Lösungen finden.
Zudem wäre damit mein Wohnungsproblem immer noch nicht gelöst.
Die Dame meinte, daß ich da falsch ansetze. Ich muß erst meine Grundversorgung sicherstellen, dann die Wohnungsfrage angehen.
Das sehe ich nicht so. Für jeden Monat, den ich noch keine passende Wohnung gefunden habe, wird in Essen Miete (von geliehenem Geld) umsonst bezahlt. Ich wäre beispielsweise auch mittlerweile wieder in der Lage Förderunterricht, Computerkurse, Deutsch- und Alphabetisierungskurse zu geben (mit Festgehalt oder auf Honorarbasis). Arbeit kann ich aber nur finden, wenn ich weiß, wo ich wohnen werde.
2. Vorschlag) Ich solle mich doch ganz meiner Rehabilitation widmen. Das Tippen und handschriftliche Schreiben üben, damit ich dann mein Studium schnell zu Ende machen kann. Dann wäre das Sozialamt zuständig.
Schon wieder ein "Ja-Aber". Was mache ich jeden Tag? Teilweise diktiere ich emails und Briefe mit dem Spracherkennungsprogramm, ich tippe aber z. B. meine Blogs - auch aus Übungsgründen - meist selbst. Schreiben üben wir ja eh in der Ergotherapie, aber ich denke, daß ich eh schon viele Möglichkeiten ausschöpfe, um diesen Prozeß zu beschleunigen.
Auch dieser Rehavorschlag löst mein Wohnungsproblem nicht, denn das Sozialamt weiß, daß ich derzeit eigentlich noch sowas wie "ambulante Reha" mache und fühlt sich trotzdem nicht zuständig.
Die Dame vom Beratungsdienst hatte mir zudem noch vorgeschlagen, ich solle doch quasi meine 70 m²-Wohnung in Essen einstweilen irgendwo einlagern. Lagere ich die Wohnung ein, zahle ich dann quasi zwei Mal einen Umzug. Einmal der Transport von der Wohnung zu dem "Einlagerungsfirma" und dann nochmal von dort zu der Wohnung in die ich dann evt. mal ziehen werde. Das wäre etliches an Mehrkosten, an Mehrarbeit und ich würde auf diese Weise "meinen letzten Halt" in Essen aufgeben. In dieser Situation wäre das Wahnsinn. Diese Wohnung war lange mein Zuhause, irgendwie ist sie das auch noch. In absolut letzter Konsequenz würde ich dorthin zurückgehen, damit ich überhaupt eine Bleibe hätte, egal wie ungeeignet diese auch immer sein mag. Die drei Etagen wären eine totale Qual, bzw. ist derzeit auch noch schwer umsetzbar.
Meine ganze Situation ist sehr verfahren, schwierig und Lösungen finden sich da nicht eben mal einfach so. Das war mir auch vor dem Besuch bei der Beratung klar. Es wäre aus diesem Grund für mich gar kein Problem gewesen, wenn die Dame einfach gesagt hätte, daß sie mir derzeit auch nicht weiterhelfen kann. Was mich allerdings schon sehr getroffen hat war, daß sie das so hingestellt hat als könnte ich den Teufelkreislauf einfach umgehen, wenn ich nur bereit wäre, auch auf Alternativlösungen auszuweichen. Ich denke, egal wie verfahren die Situation auch immer ist, auch ich habe ein Recht darauf, daß ich nicht diese "Schein-überbrückungs-Lösungen" wählen muß (die letztlich auch in Sackgassen laufen würden), sondern daß ich wie jeder andere auch ein Anrecht auf eine "vernünftige Lösung" habe.
(Die Dame heute hat durchaus angeboten, eine email an den Herrn von der ARGE zu schreiben, damit der sich mal meldet. Doch diese Geschichten kann ich alle alleine bewältigen. Es geht um das, was ich nicht alleine kann.)
Ich lebe die ganze Zeit zwischen "Hoffen und Verzweifeln", weil ich immer hoffe, daß irgendwer so viel Einfluß hat, um diesen fatalen Kreislauf irgendwo durchbrechen zu können und gleichzeitig verzweifelt an der Gesamtsituation fast zerbreche, weil jede Hoffnung bisher enttäuscht wurde.
Ein Lichtblick war heute der Anruf bei der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG. Dieser Herr hat mir zugehört, sich die Situation schildern lassen, und sagte dann nicht gleich, daß er mir da auch nicht weiterhelfen könnte, er hat stattdessen gesagt, daß er mal schauen wird, was er für mich - in Sachen Wohnung - tun könnte. Ob dabei wirklich was rauskommt, das werde ich morgen hören, aber die Tatsache, daß einer einfach mal was tut - ganz praktisch - ist wie "heller Regen". Das ist ja der Name meines Blogs und ich erlebe zuweilen schon diese seltenen Momente, in denen ich zwar immer noch "im Regen" stehe, in denen der Regen aber heller erscheint.

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